Station 28: Bevern-Warbsen Burgberg

0. Empfehlung

Das Museum mit seiner Abteilung für optische Telegraphie hat geöffnet bis zum 31. Oktober alle Sonnabende und Sonntage sowie an gesetzlichen Feiertagen von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr (www.schloss-bevern.de/heimatmuseum.php, Tel. 055 31 – 1 21 64 36).  Ehrenamtlicher Ansprechpartner ist Heinz-Dieter Rheinländer, Tel. 055 32 – 86 44.

1. Zuordnung

Das Wappen von Golmbach
Das Wappen von Bevern

2007 Bundesland Niedersachsen (NI), Landkreis Holzminden (HOL), Samtgemeinde Bevern www.samtgemeinde-bevern.de/ Gemeinde Golmbach-Warbsen

1833–1849 Herzogtum Braunschweig, Amt Holzminden, Gemeinde Warbsen

1835 Herzogtum Braunschweig, Kreis Holzminden, Ortsbereich Warbsen, Stationsstelle Burgberg (Herbarth 1978: 46/47)

2. Namen

Boorberg bei Lobach (Drogge 1983: 67, 70).

Der Burgberg hat seinen Namen nach der Burg der Grafen von Everstein östlich der späteren Telegraphenstation gelegen.  Das Grafengeschlecht von Everstein starb im Jahre 1413 aus (HD).

3. Anfahrt, Wanderwege, Koordinaten, Höhe, Karte und Wegweiser

Anfahrt, Wanderweg: mit dem PKW über die B 64 bis zum Burgbergparkplatz auf der Kuppe des Berges zwischen Lobach und Negenborn, gut ausgeschilderter Wanderweg ca. 30 Minuten (HD).

Weitere Wanderwege unterschiedlicher Qualität führen von den umliegenden Orten zur Station Nr. 28 auf dem Burgberg.  Vom ADFC empfohlene Radwege führen am Burgberg vorbei; der bekannteste ist der Weserradweg (MM).

Koordinaten: 51°52'37" N,  09°31'21" O

Höhe: 356 m

Wegweiser: Die Wege zur Station sind gut ausgeschildert (Bilder)

Größere Kartenansicht

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x813), 822 KB

Relief mit der Station 28 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)

Relief mit der Station 28 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
Druckfähige Auflösung (2000x1546), 1,74 MB

4. Station

4.1 Grundstück, Gebäude, Bauherr, Baumeister, Kosten und Betriebszeit

Grundstück: Die Bereitstellung wird vom braunschweigschen Staatsministerium unterstützt.  Holz- und Materiallieferungen erfolgen zum Inlandpreis, sonst ist für Ausländer der doppelte Preis üblich (Arlt 2007: 17).

Gebäude: 4-geschossiger, 14 m hoher Turm mit angebautem Wohnhaus (10,25 m breit, knapp 7,90 m lang) aus Kalkstein [Muschelkalk: ~243–235 Mill. Jahre] für 2 Familien: wahrscheinlich mit 4 Stuben, 2 Kammern, 2 Küchen und 2 Kellern; Dach gedeckt und Seitenwände behängt mit „Sollinger Platten“ [Buntsandstein, Solling-Folge: ~245 Mill. Jahre (Deutsche Stratigraphische Kommission 2002, www.stratigraphie.de)], dem vorherrschenden Baustoff der Region im 19. Jahrhundert (Drogge 1961; 1983: 68–71).

Bauherr: Ingenieurhauptmann Wittich, Garnisonsbaudirektor in Münster (Herbarth 1978: 76)

Baumeister: Amtszimmermeister Schnelle aus Stadtoldendorf

Kosten: 3165 Thaler und 12 Gute Groschen; darunter 650 Thaler für die „Fernschreibmaschine“ mit Zubehör (Fernrohre usw.) (Drogge 1961; 1983: 68–71).

Betriebszeit: 1833 bis 1849

4.2 Personal, Betrieb, Ereignisse, Anekdoten und Verkauf

Personal: Der Obertelegrafist Carl Johann Fabé kam aus Berlin, seine Ehefrau stammte aus Stettin, sie gebar drei Kinder.  Der Untertelegrafist Carl Friedrich Lemme stammte aus Rathenow, seine Frau stammt aus Greifswald, sie hatten vier Kinder (Werner, 1960).

Zum Nahrungsanbau war zusätzlich Land gepachtet (W. Hahn, schriftl. Mitt. 18.07.2012)

Betrieb: Auf Grund von Verhandlungen des Königl. Preuß. Tel.-Inspectors von Seeehausen im Jahre 1833 erhält die Besatzung der Telegraphen-Station Brennholz zu denselben Konditionen wie Inländer (Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, 50 Neu 5 Nr. 6710; S. Heise 09/2008)

Ereignisse / Anekdoten: „Als Paten der in der Station geborenen Kinder wurden anfänglich in erster Linie die Telegraphistenfamilien der Nachbarstationen oder Verwandte ausgewählt.  Das mag daran liegen, dass sie offenbar mit den Einheimischen im Allgemeinen keinen richtigen Kontakt bekamen.  Zumindest die unteren Verwaltungsbehörden betrachteten diese preußischen Untertanen als „Ausländer“ und versuchten immer wieder … ihnen Schwierigkeiten in den Weg zu legen oder sie gegenüber den Einheimischen zu benachteiligen.  Vom Herzoglich Braunschweigisch-Lüneburgischen Staatsministerium wurden jedoch alle Einwände gegen die Gleichstellung mit den Einheimischen abgelehnt und die Kreisdirektionen entsprechend angewiesen“ (Drogge 1983: 6).

Verkauf: Der Verkauf von Grund und Boden nebst „allem, was in demselben erd-, wand-, band-, niet- und nagelfest ist“ erfolgte 1850 für 184 Reichsthaler, 12 Gute Groschen und 8 Pfennig an Oberförster von Schwartzkoppen zu Stadtoldendorf von der Herzoglich-Braunschweigischen Cammer-Direction der Forsten und Jagden (Sander 1989).

4.3 Eigentümer und Nachnutzung bis in die 1960er Jahre

Eigentümer ist seit 1850 die Forst und derzeit die Landesforstverwaltung Niedersachsen (HD).

Die Wohnungen wurden von Forstschutz-Beamten genutzt (Werner 1960: Chronik von Warbsen):

Text auf einer Ansichtskarte 1942 (Feldpost) (Archiv Zabel)

1850 – 1861 Forstgehilfe Carl Buhle [*1816 in Braunschweig] und Frau; Mitbewohner war die Familie des Leinewebers Blume.

1861 – 1891 Unterförster Perl (*1823 in Ammensen) und Frau

1891 – 1894 Forstwart Heinrich Lönneker sen. aus Warbsen

1894 – 1898 Waldarbeiter Heinrich Lönneker jun. aus Warbsen

1898 – 1905 Waldarbeiter Carl Brandt aus Holenberg

1905 – 1920 Waldarbeiter August Schünemann aus Negenborn

1920 – 1932 Waldarbeiter Wilhelm Streicher aus Warbsen

1932 – 1938 Waldarbeiter Otto Gehrmann aus Schorborn

1938 –          Waldarbeiter Heinrich Schmidt

1939 – 1941 Waldarbeiter Heinrich Grimme (im 2. Weltkrieg gefallen)

1941 – 1946 als Pächter Postinspektor C. Werner aus Leipzig, geborener Warbsener

1946 – 1949 als Pächter Ingenieur Otto Kühnle aus Schwaben; Mitbewohner war Jassen aus Schleswig

1949 – 1961 Privatforstwart a. D. Herbert Matterne, Vertriebener aus Schlesien.

Das Burgberghaus war Ziel unvergesslicher Schul- und Himmelfahrtsausflüge.  Die Familie des dort zuletzt wohnenden Försters Matterne hat nach dem 2. Weltkrieg Getränke ausgeschenkt und das ehemalige Dienstzimmer der Telegraphisten im Turm gelegentlich an Ruhe suchende Urlauber vermietet.

Wie eine Dorfchronik dazu beiträgt, die Sehnsucht nach der Heimat,dem Dorf in dem ma geboren ist, zu wecken, bewies 1961 S.H. Loennecker, der schon ein Leben lang in Norwegen sein Zuhause hatte. pdf: Sehnsucht nach der Heimat 1961 (Archiv Zabel)

4.4 Unterschutzstellung 1961, Teilabbruch 1964 und Film 1968

Die Signalanlage wurde 1968 für einen Film der Bundespost installiert

1961 stellte der Landeskonservator Niedersachsen die Station als „technisches Kulturdenkmal“ unter Denkmalsschutz (Drogge 1983).

Trotzdem wurde das Wohnhaus im Spätsommer 1964 abgerissen (Drogge 1983).

1968 wurde der Turm filmgerecht herausgeputzt und im Auftrag der Bundespost ein Streifen gedreht (Täglicher Anzeiger Holzminden, 28.08.1968: 13) (Bild).

4.5 Jubiläum 150 Jahre optische Telegraphie 1983

1983 erschien bei der Deutschen Bundespost in Berlin eine Sonderbriefmarke zum 150-jährigen Jubiläum der optischen Telegraphie in Preußen, dazu gab es einen Ortswerbestempel BEVERN mit der Inschrift „Optisch-mechanische Telegraphie“, beide entworfen von Reinhold Zabel (Täglicher Anzeiger Holzminden, 06.01.1983).  Dies ist bis heute der einzige Sonderstempel für diesen Ort.

Ebenso wurde eine originelle Postkarte, die R. Zabel entworfen hat, herausgegeben.

Eine Ausstellung fand im Schloss Bevern statt mit einem maßstabgetreuen Modell der Station 28 und einem Vortrag von H. Drogge (Bilder).

4.6 Modelle und Volkskunst 1983–2010

Ein Alleinstellungsmerkmal für die Station 28 ist ihre sehr lange Tradition, die optische Telegraphie für Modelle und künstlerische Aktivitäten zu nutzen.

4.7 Heutige Nutzung und Informationstafeln 2008 und 2011

Der Turm ist, im Unterschied zu allen anderen Türmen der Linie, nahezu original erhalten!  Derzeit ist er nicht begehbar.

Der Turm ist das älteste originale Baudenkmal der Nachrichtentechnik in Niedersachsen (R. Zabel).  Im Volksmund wird er „de Telegroaf“ genannt.


Beschilderung
: Informationstafel am Burgbergparkplatz an der B64 (installiert vom Forstamt) (Bild); standardisierter Wegweiser am Burgbergparkplatz an der B64 (installiert von der IG Optische Telegraphie im Landkreis Holzminden, Bild in der 2. Bildergalerie); Informationstafel am Stationsturm (geschaffen vom Heimat- und Kulturverein Bevern unter Mitwirkung von Reinhold Zabel, Bild)

4.8 Wiedereröffnung des Heimatmuseums 2009

Nach umfangreichem, behindertengerechtem Umbau (u.a. jetzt mit Fahrstuhl) wurde das Heimatmuseum 2009 feierlich wieder eröffnet.

4.9 Vortrag 2011 und Dieter Herbarth als Gast

Der Vortrag zur optischen Telegraphenlinie am 2.2.2011 von M. Menning (Potsdam) im Schloß Bevern war mit ca. 60 Personen sehr gut besucht, nicht zuletzt Dank der höchst rührigen und erfolgreichen Werberin Ingrid Zabel.  Der spät kommende Bürgermeister saß mangels eines freien Stuhls auf der Heizung!  Stargast war Dieter Herbarth, der Autor der Telegraphenbibel von 1978, des „Telegraphenbuches I“ (Bilder).

4.10 Ferienpass 2011 und 2013

Auch für Kinder und ihre Angehörigen wird gesorgt.  U. a. hat Reinhold Zabel 2011 und 2013 eine Ferienpassaktion zur optischen Telegraphie durchgeführt (Bilder).

4.11 Sanierung 2012

Für die Restaurierung des Turms und die Komplettierung der Station setzte sich nachdrücklich die Interessengemeinschaft Optische Telegraphie im Landkreis Holzminden (IG) ein.  Ihre Bemühungen in den Jahren 2007 und 2008 waren leider nicht erfolgreich.  Zum Glück hat im Jahr 2012 das Forstamt Neuhaus der Niedersäschsischen Landesforsten den Turm saniert und an seiner Südseite die Silhouette des ehemaligen Wohnauses verdeutlicht (Bild).  Die IG Optische Telegraphie von Deutschland und die IG des Kreises Holzminden sowie ihre zahlreichen Sympathisanten sind darüber hoch erfreut und sagen ganz herzlich DANKE! (Bilder).

4.12 Ausstellung 2014

Die folgende Galerie zeigt Bilder von der sehr erfolgreichen Ausstellung „In die Luft geschrieben...“, die vom 31. März bis zum 01. Juni im Schloss Bevern zu sehen war.  Dank des Organisators Dr. Leiber, der ausgezeichneten Bild-Text-Tafeln von Fach&Werk Berlin, dem originalen und einem von Zeiss Jena nachgebauten Fernrohr lohnte die Ausstellung sehr.  Sie war ein außerordentlicher Dank an Reinhold und Ingrid Zabel.  Zur Eröffnung am 30. März sprach Torsten Wambach aus Grabow (OT11 Ziegelsdorf) vor vollem Haus.

4.13 Idee vom Turmschmuck 2015 und Besuch OTP e.V. 2016

Ein attraktives Großbild am Turm des Telegraphen Nr. 28 schlug „RZ“ (Reinhold Zabel) vor.  Nämlich das klassische Bild der optischen Telegraphie mit dem „sehenden“ und dem „stellenden“ Telegraphisten im Arbeitsraum einer Station.

Der im Oktober 2015 gegründete Verein Optische Telegraphie in Preußen e.V. (OTP) besuchte im April 2016 die Stationen 27 bis 32 und machte dabei natürlich auch Halt am Schloß Bevern (Bilder).

5. Umgebung

5.1 Geographie

Der Burgberg und die ihn umgebende kleinteilige Landschaft trennen den Solling im Süden vom kleineren Vogler im Norden.  Diese Gebiete einschließlich des Holzbergs mit der Station Nr. 27 zählen zum Weserbergland.  Der Burgberg selbst hat mehrere Kuppen, so den Großen Everstein (345 m NN), den Kleinen Everstein (305 m NN) und den Friedberg (308 m NN); auf seiner zentralen Erhebung steht der Turm der Station in einer Höhe von 356 m (MM).

Das Weserbergland hat eine bewegte Morphologie.  Im Bereich der Telegraphenlinie erreicht es Höhen von über 400 m, während die Weser hier bereits tief eingeschnitten ist und weniger als 100 m über dem Nordseespiegel fließt.

5.2 Geologie

Der Burgberg ist ein nahezu West – Ost verlaufender Kalkstein-Rücken mit drei nördlichen Ausläufern, die dem Bergzug eine unregelmäßige Form verleihen.  Die vielfach zu Tage tretenden Kalkmergel- und Kalksteine gehören dem insgesamt ca. 120 m mächtigen Unteren Muschelkalk (246 bis 244 Millionen Jahre, Menning et al. 2005, STD 2016 = Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016) an.  Zumeist eine Steilstufe bildend umgibt er zwischen Stadtoldendorf im Norden, Höxter – Grebenstein im Westen und Dassel – Hardegsen – Scheden im Osten den Buntsandstein des Solling-Gewölbes (247,5 Millionen Jahre, STD 2016) wie ein barocker Bilderrahmen.  Innerhalb dieses Rahmens stellt der Muschelkalk-Rücken des Burgberges einen isolierten Zeugenberg dar, dessen Kammbereich aus den relativ verwitterungsbeständigen Härtlingsgesteinen der Terebratelbänke im höheren Teil des Unteren Muschelkalks gebildet wird (J. Lepper).

Quellen und weiterführende Literatur:
Lepper, J. & Mengeling, H. (1990): Geologische Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark Solling‑Vogler 1:100 000. Neuhaus ‑ Hannover.

Lepper, J. (1991): Beiheft zur Geologischen Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark Solling‑Vogler 1:100 000. ‑ Beih. Ber. naturhist. Ges. Hannover, 10: 51 S., 32 Abb., 2 Tab.; Hannover.

Menning, M., Gast, R., Hagdorn, H., Käding, K.-C., Simon, T., Szurlies, M. & Nitsch, E. (2005): Zeitskala für Perm und Trias in der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002, zyklostratigraphische Kalibrierung von höherer Dyas und Germanischer Trias und das Alter der Stufen Roadium bis Rhaetium 2005. – Newsletters Stratigraphy., 41 ,1/3: 173–210; Berlin.

STD 2016 (Deutsche Stratigraphische Kommission, Hrsg.; Redaktion, Koordination und Gestaltung: Menning, M. & Hendrich, A.) (2016): Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016. – Potsdam (GeoForschungsZentrum). (1) Tafel plan 100x141 cm, (2) gefaltet A4

Geologische Karte 1:100 000 von 1980

Geologische Karte 1:100 000 von 1980 des Weserberglandes mit den Stationen 26 bis 28 (LEPPER & MENGELING, © und Dank für die frdl. Unterstützung an Jochen Lepper). Legende Trias und Jura (generalisiert): su – Unterer Buntsandstein, sm – Mittlerer Buntsandstein, so – Oberer Buntsandstein, mu – Unterer Muschelkalk, mm – Mittlerer Muschelkalk, mo – Oberer Muschelkalk, ku – Unterer Keuper, km – mittlerer Keuper, ko – Oberer Keuper, ju – Unterer Jura (Lias), jm – Mittlerer Jura (Dogger), jo – Oberer Jura (Malm)

5.3 Weserrenaissance, Schloss Bevern und Holzminden

Weserrenaissance: Baustil für Architektur und Möbel (etwa 1530–1670), der wesentliche Elemente der italienischen und westeuropäischen Renaissance vereint.  Der Begriff wurde 1912 von Richard Klapheck als Abgrenzung zu benachbarten Regionen geprägt.  Wesentliche architektonische Merkmale der Weserrenaissance sind kunstvoll verzierte „welsche Giebel“, Standerker (Utluchten), zweigeteilte Fenster und als Verzierungen sogenannte „Bossenquader“ aus Sandstein.  Dieser Baustil ist auch im Landkreis Holzminden, an Schlössern, Kirchen sowie Häusern vermögender Bürger, zu bewundern (HD nach Wikepedia).

Schloss Bevern: größter Vierflügelbau der Weserrenaissance, errichtet 1603–1612 durch Statius von Münchhausen, einem Vorfahren des „Lügenbarons“ Hieronymus von Münchhausen.  1667–1773 Stammschloss der Herzöge von Braunschweig-Bevern; heute Kulturzentrum des Landkreises Holzminden mit regelmäßigen Konzerten und Ausstellungen; Museum und Restaurant.  Etwa 3 km vom Telegraphen entfernt (www.bevern.de, www.schloss-bevern.de/).
Die Sandsteine des zweigeschossigen Schlosses bestehen aus grauen und rötlichen Quadern und Platten des Bausandsteins der Solling-Formation (Mittlerer Buntsandstein) (Lepper 2007), die 247,5 Millionen Jahre alt sind.

Die Kreisstadt Holzminden ist „Stadt der Düfte und Aromen“.  Das hier ansässige Weltunternehmen symrise stellt künstliche Geruchs- und Geschmacksstoffe her.  Ein Rundgang durch die Innenstadt wird durch so genannte Duftstelen markiert; einer entströmt der Holzminden-Duft "Ouvertüre".  Wilhelm Haarmann hat hier die erste künstliche Vanille, das Vanillin erfunden.
Darüber hinaus bietet Holzminden Fachwerkhäuser, Kirchen – u.a. die Lutherkirche, 12 Brunnen, das Stadtmuseum sowie das Puppen- und Spielzeugmuseum.  Zu Pfingsten findet ein „Internationales Straßentheaterfestival“ statt (www.holzminden.de).  Die Stadt liegt an der „Deutschen Fachwerkstraße“, der „Deutschen Märchenstraße“ und der „Straße der Weserrenaissance“.

5.4 Naturpark Solling-Vogler, Weser-Radweg

Zu dem 1963 gegründeten, 530 km2 umfassenden Naturpark Solling-Vogler gehören der Solling, der Burgberg und der Vogler sowie die Gemeinden Warbsen und Golmbach; Holzminden und Bevern liegen am westlichen Rand des Naturparks (www.naturpark-solling-vogler.de/).  Diese Erholungslandschaft wurde 1966 unter Landschaftsschutz gestellt.  In der reizvollen Umgebung um den Burgberg herum wechseln Äcker, Wiesen, alte Obstbaumbestände, Feldgehölze und bewaldete Kalkkuppen (Niedersächsisches Landesverwaltungsamt–Landesvermessung 1995) (MM).

Frauenschuh

Der Muschelkalk bietet ideale Bedingungen für bis zu 16 Orchideenarten.  Im Abstand von nur 300 m zum Telegraphen liegt die größte Frauenschuhfläche Norddeutschlands; in der Zeit um Pfingsten finden Führungen statt (HD).

Einer der beliebtester Radwege Deutschlands, der Weser-Radweg, lockt auf der Strecke von Hannoversch-Münden, am Zusammenfluss von Werra und Fulda, auf etwa 500 km Länge alljährlich bis zu 200.000 Radwanderer an (www.weser-radweg.de).  Zwischen Holzminden und Polle kann in Forst gehalten und ein ca. 4 km langer Fußmarsch (eine Strecke) bis zur Station Nr. 28 eingeschoben werden.

5.5 Weser-aufwärts: Kloster Corvey, Fürstenberg, Bad Karlshafen

Kloster (und Schloss) Corvey (Weltkulturerbe): von Bevern 16 km; von Holzminden 7,4 km die Weser aufwärts.  Das Kloster wurde im Jahr 822 von Kaiser Ludwig dem Frommen gegründet; bedeutendstes Westwerk Norddeutschlands, das auch das älteste erhaltene Baudenkmal dieser Region ist; von Corvey aus wurde Skandinavien christianisiert (www.schloss-corvey.de/).
Als Naturstein wurde Sandstein der Solling-Formation verwendet: Bruchsteine im Mauerwerk des Westwerks der Abteikirche bestehen aus massigem Roten Wesersandstein (Karlshafen-Schichten); feinplattige Partien sind für die Dachdeckung verwendet worden.  Dagegen bestehen die Säulen in den Arkaden des Glockengeschosses aus Grauem Wesersandstein (Trendelburg-Schichten) (Lepper 2013).

Schloss Fürstenberg: von Holzminden auf der L550 12,1 km die Weser aufwärts; auf einer Klippe oberhalb der Weser; seit 1350 eine Burg der Welfenherzöge.  1545 von hessischen Truppen zerstört, baute Herzog Julius von Braunschweig Ende des 16. Jh. die mittelalterliche Anlage im Stile der Weserrenaissance zu einem Jagdschloss um (www.gemeinde-fuerstenberg.de).

Im Jahr 1747 wurde unter Herzog Carl I. die nach Meißen älteste deutsche Porzellanmanufaktur angegliedert.  Fürstenberger Porzellan mit dem berühmten blauen „F“ wird dort bis heute, weitgehend noch in Handarbeit, hergestellt.  Im Schloss befindet sich Norddeutschlands einziges Porzellan-Museum: mit historischen und aktuellen Sammlungen aus drei Jahrhunderten.  Ganzjährig attraktive Veranstaltungen (Tel. 052 71–40 10), www.fuerstenberg-porzellan.com/

Die Barockstadt Bad Karlshafen am Südrand des Solling ist eine "Stadt der heißen Quellen" an der Mündung der Diemel in die Weser (www.bad-karlshafen.de).

5.6 Weser-abwärts: Burg Polle, Bodenwerder, KKW Grohnde, Rattenfängerstadt Hameln

Burg Polle: von Holzminden auf der B83 12,3 km die Weser abwärts; vom Telegraphen auf dem Burgberg erreicht man Polle bei Nutzung einer malerischen Weserfähre nach 8 km.  Wie Schloss Fürstenberg auf einem Felsen unmittelbar an der Weser errichtet; war Sitz der mächtigen Grafen von Everstein, die auch Burgen auf dem Burgberg bei Bevern und in Holzminden besaßen.  Die Burg Polle wurde während des Dreißigjährigen Krieges mehrfach zerstört, ist aber noch heute als eindrucksvolle Ruine zu besichtigigen.

Bodenwerder, die Weser weiter abwärts, ist die Heimat des unvergleichlichen Fabulierers („Lügenbarons“) Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720–1797) (www.muenchhausenland.de).

Das Kernkraftwerk Grohnde liegt südlich von Hameln nahe der Mündung der Emmer in die Weser.

Noch weiter die Weser abwärts bietet die Rattenfängerstadt Hameln eine wunderschöne historische Altstadt mit herrlichen Bauten der Weser-Renaissance (www.hameln.de).

Zum Zisterzienser-Kloster Amelungsborn: siehe Station 27

5.7 Gewerbe und Produkte

Zu Hause in Holzminden ist der viertgrößte Aromen- und Dufthersteller der Welt, die Symrise AG.  Sie hatte 2007 einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro und beschäftigte 4900 Mitarbeiter, davon 2350 in Deutschland (www.symrise.de).  Sie beliefert so bekannte Marken wie Coca-Cola, Pepsi, Dior, Guerlain, Danone, Henkel, Procter & Gamble und Unilever (Mobil 02/08).  Holzminden ist auch Hauptstandort von Stiebel-Eltron (www.Stiebel-Eltron.de) und einer bedeutenden Glashütte (http://www.dieglaswerkstatt.de/glas-bsn-glasspack-glashuettenwerke-holzminden-gmbh-und-co-kg-in-holzminden-253).

Holzminden ist eine Stadt der Schulen: die heutige Fachhochschule Hildesheim-Holzminden für Architektur ist aus der ältesten deutschen Baugewerkschule hervorgegangen.  Die Stiftung „Landschulheim am Solling“ führt als Internatsschule viele auswärtige Schüler zum Abitur.

In Fürstenberg produziert die nach Meißen zweitälteste deutsche Porzellanmanufaktur (siehe Kapitel 5.5).

Die Holzmindener trinken Allersheimer Bügelpils.

5.8 Gaststätten und Hotels

Bevern:
Gasthaus Hesse, Tel. 055 31–83 64,  gasthaus-hesse@t-online.de
Schlosswirtschaft im Weserrenaissance Schloss Bevern, Tel.: 01 62 – 6 51 24 74,  info@gaststaette-forstwirtschaft.de
Forstwirtschaft am Weserradweg – Forst 7,  Tel.: 055 31 – 9 90 72 94,  info@gaststaette-forstwirtschaft.de
Kaffeestube am Beverbach, Tel. 055 31–8 08 38
Hotel Unger, Tel. 055 31–83 65

Lütgenade:
Gasthaus Reimer, Tel. 055 32–82 55, www.gasthaus-reimer.de/

Golmbach:
Landgasthaus „Zum Rosengarten“, Tel. 055 32–84 03
Zur Hünenburg, Tel. 055 32–83 70
Ofenhaus-Cafe, Gangolfstr. 6a,  Sa–So ab 14.30,  Tel. 055 32–98 32 55

Holzminden:
Hotel Buntrock, Tel. 055 31–93 73, www.hotel-buntrock.de/
Hotel Rosenhof, Tel. 055 31–99 69 00, www.hotel-rosenhof-holzminden.de/
Hotel Hellers Krug, Tel. 055 31–20 01, www.hotel-hellers-krug.de
Hotel Schleifmühle, Tel. 055 31–50 98, www.hotel-schleifmuehle.de/

6. Kontakte

7. Informationen

7.1 Internet

www.schloss-bevern.de

www.holzminden.de

7.2 Schriften, Karten, Postkarten & TAH-Artikel

*AT (1949): Signalarme museumsreif. Ehemalige Telegrafenstation muss wieder Aussichtsturm werden. – Hannoversche Allgemeine Zeitung, Ausgabe Holzminden 24.9.1949.

*Drogge, H. (1961): Die Königlich Preußische optische Telegraphenstation Nr. 28 im Herzogtum Braunschweig. – Braunschweiger postgeschichtliche Blätter 1961, 3/4: 4–8; Braunschweig (Verlag x).

*Drogge, H. (1983): 150 Jahre Telegrafie im Kreis Holzminden. – Jahrbuch Landkreis Holzminden, 1: 63–74; Holzminden (Heimat- und Geschichtsverein Holzminden e.V.). [„Der Arbeit liegen Akten des Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttel und Unterlagen verschiedener Behörden sowie Privatunterlagen zugrunde.“]

Lepper, J. (2007): Die Bau- und Ornamentgesteine vom Weserrenaissance-Schloß Bevern. – Jahrbuch für den Landkreis Holzminden, 25: 101–114; Holzminden.

Lepper, J. (2013): Baulandschaft und Bausteine der Weserromanik und Weserrenaissance. – Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N. F., 95: 289–319; Stuttgart.

Lepper, J. & Mengeling, H. (1990): Geologische Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark Solling‑Vogler 1:100 000. Neuhaus ‑ Hannover.

Niedersächsisches Landesverwaltungsamt–Landesvermessung (Hrsg.) (1995): Naturpark Solling-Vogler. Topographische Karte 1 : 50 000 mit Wanderwegen. – Hannover (Niedersächsiches Landesverwaltungsamt).  ISBN 3-89435-618-9

*Prigge, L. (Hrsg.) (1977): Chronik von Polle. – 80 S., zahlreiche Abb. und Federzeichnungen; Polle (Cramers Kunstanstalt).

Raabe, W. (1859): Die Kinder von Finkenrode: S. 208–209; Berlin (Ernst Schotte).

*Sander, E. (1989): Ortschronik der Gemeinde Bevern. – II. Aufl., S. 415–416; Bevern.

*Täglicher Anzeiger Holzminden (2007): Auf ganzer Linie Aktivitäten. Interessengemeinschaft stößt auf offene Ohren. Besuch aus Potsdam. – Täglicher Anzeiger Holzminden, 08.12.2007.

*Zabel, R. (2006): Der Telegraph auf dem Burgberg / Der Vorläufer des „Handy“ oder welchen Sinn macht Denkmalschutz heute? – Täglicher Anzeiger Holzminden, 07.06.2006; Holzminden.

 

8. Öffnungszeiten

Der Telegraphenturm ist öffentlich nicht zugänglich.

9. Zur Station Nr. 29

Luftlinie: 13,5 km und zur Station Nr. 27: 8,7 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: ? km (Autor ?)

Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg (Autor ?)