Station 50: Köln-Flittard Egonstraße

Wappen Flittard

1. Zuordnung

2014 Nordrhein-Westfalen (NW), Stadt Köln (K), Stadtbezirk Mülheim, Stadtteil Flittard (Nr. 909) (http://de.wikipedia.org/wiki/Flittard, www.flittard.de)

1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Cöln, Kreis Mühlheim, Gemeinde Flittard

2. Name

Stationsstelle ohne Namen (Statistische Übersicht 1835 in H78: 46)

3. Lage, Adresse, Koordinaten, Höhe und Karte

Uraufnahme von 1845
Topographische Karte von 1841–1858

Lage: rechtsrheinisch im NE der Stadt Köln

Adresse: Egonstr. 152, 51061 Köln

Koordinaten: 50°59'45,5" N,  06°58'56,5" O

Höhe: 46 m (P. Schallenberg)

Größere Kartenansicht

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x814), 751 KB

Relief mit der Station 50 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)

Relief mit der Station 50 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
Druckfähige Auflösung (2000x1326), 1,79 MB

4. Station

4.1 Grundstück, Auftraggeber, Bauunternehmer, Gebäude und Kosten

Das Grundstück auf gutem Ackerland stellte der Eigentümer, Freiherr von Fürstenberg, uneigennützig und unentgeltlich zur Verfügung.  „Aus eigenem Antriebe fügte er noch ein Stück Land zum Garten für die Telegraphisten hinzu“ (Landrath 1883: 234).

Auftraggeber: Garnisonsbaudirektor des VIII. Armeekorps in Koblenz, Ingenieurhauptmann von Mühlbach (H78: 84).

Bauunternehmer: Heinrich Möllhausen. – In: Graf, A. (1991): Der Tod der Wölfe: S. 30/31. Nachweis: Peter Kühn 07.11.2014.

Gebäude: Der Turm ist 9,10 m und der Mast 10 m hoch (Peter Schallenberg 01/2009).

Das dreigeschossige Turmgebäude mit Wohnhausanbau ist in der klassizistischen Strenge seiner preußischen Erbauer gehalten, wobei der Zweckbau durchaus dekorativ, dem frühen Biedermeier oder Empire entlehnte Elemente enthält.  Im Wesentlichen besteht das Gebäude aus dem Turm auf quadratischem Grundriß und einem einstöckigen, kleinen Anbau mit relativ flachem Satteldach, beide weiß verputzt. Die rechteckigen Sprossenfenster sind axial in die von Ecklisenen eingefaßte Fassade des Turms eingefügt. Das Erdgeschoß, mit axialer Eingangstür, ist sparsam horizontal gefugt. Bei der Restaurierung in den 1960er Jahren wurden nicht nur die Sprossenfenster mit den Klappläden, sondern auch der Signalmast mit der Signalanlage wieder hergestellt.  Auch die Eingangs- und Innentüren sind original oder nach dem Original wieder hergestellt worden.  Backsteingewölbe im Keller.  Auch die Eichentreppe stammt aus der Erbauungszeit (Stadtkonservatorin Köln, Viola Brixius, 22.01.2008).

Kosten: 3353 Taler, 17 Silbergroschen und 7 Pfennig (H78: 92).

Betriebszeit: 1833 bis 1849: „Die offizielle Übergabe der Station Flittard-Stammheim fand am 29.11.1833 statt; im März dieses Jahres hatte Möllhausen noch Schreiner gesucht, die an den Telegraphenhäusern im Akkordlohn für ihn arbeiten sollten“ (Graf 1991: 31).

4.2 Personal, Anekdote und Verkauf

GÖTTERT: Anschlag ...

Personal: OT Friedrich Ernst Karl Michaelis (1832–1852),  UT Karl Lodderstä(e)t (1836–1852), UT Johann Friedrich Wilhelm Linder (1833–52), Telegraphenbote Krieger (1852, anschließend für elektr. Telegr. übernommen) (H. Drope schriftl. Mitt. 02/2010 auf Basis P. Fuchs: Aus Acta Personalia, Geheimes Staatsarchiv Berlin);  OT Franz Rudolf Ewald von Massow (1842) (siehe auch OT21),  OT Willfert (1842),  Reserve-UT Lehmann (1842),  Reserve-UT Röder (1842),  Telegraphen-Bote Krüger (1842),  OT von Gollnow (1842),  Reserve-Telegraphist Grünberg (H. Drope schriftl. Mitt. 02/2010 auf Basis von W. Hahn: Hand-Adressbuch Rheinland).

Anekdote: Im Herbst 1847 wird der Telegraphenwärter von Flittard ermordet.  Sein Sohn Werner glaubt an einen gezielten Anschlag auf die neue Technik der Datenübermittlung.  Handelt es sich um einen Schlag gegen die ungeliebte preußische Regierung?  Einen Sabotageakt gegen die als zu teuer geltende Elektrifizierung?  Oder steckt ein Wahnsinniger dahinter, der den optischen Telegraphen hasste (Göttert 2004)?

Verkauf:

4.3 Nachnutzung, Umbau, Rekonstruktion, Stadtmuseum und Erbpacht

1882 am 29. November morgens gegen vier Uhr erreichte der Rhein am Kölner Pegel eine Höhe von 9,52 Meter. Das Rheinwasser stand in der hiesigen Kirche zum hl. Hubertus auf dem Chore 1-2 Zoll hoch bis an die Sakristeitüre.  Da der Kirchhof selbstverständlich auch unter Wasser gesetzt war, konnte das am 26. November verstorbene Kind des in dem alten Telegrafengebäude wohnenden Schmiedemeister Malzkorn erst am 3. Dezember, nachdem das Wasser sich verlaufen, begraben werden.  Besagter, auf Schloss Stammheim in Diensten stehender Schmied musste die Leiche seines Kindes während dieser Zeit auf dem Speicher aufbewahren (Metzmacher 2009).

Umbau: Nachdem die Flittarder Station nicht mehr benötigt wurde, hat man den vierstöckigen Signalturm um zwei Stockwerke abgetragen und ein neues Dach aufgesetzt (Metzmacher 2009) (vor 1955, Bild).

Jahre bis 1964: Der ehemalige Telegraf fristete bis 1950 ein tristes Dasein.  Vor der Restaurierung, war die Station aber noch bewohnt.  Ich selbst war zu dieser Zeit öfters im Telegraf um einen damaligen Freund zu besuchen und hatte mit Staunen festgestellt, dass alle Lampen, sogar ein Kühlschrank und der Herd mit Gas betrieben wurden.  Es gab keinen elektrischen Strom (Metzmacher 2009).

Rekonstruktion: Erst ab 1964 bis zum Jahre 1971 wurde die Telegrafenstation mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer von der Stadt Köln rekonstruiert.  Bei der Rekonstruktion wurde nur eins der abgetragenen zwei Stockwerke wieder aufgebaut, sodass der Signalturm seine ursprüngliche Höhe nicht erreichte.  Der Signalmast wurde von der Lehrwerkstatt des Bundesbahnausbesserungswerks in Nippes nach alten Vorlagen gefertigt.

Kölnisches Statdtmuseum: Nach der höchst aufwendigen und sehr verdienstvollen Rekonstruktion wurde die ehemalige Station als Außenstelle des Kölnischen Stadtmuseums eingerichtet und genutzt (H78: 89–90, 131–132, 134–137).

Erbpacht: Die Station wurde in den 1970er Jahren von einer Familie in Erbpacht übernommen (T. Deres).

Kölnisches Statdtmuseum: Nach der höchst aufwendigen und sehr verdienstvollen Rekonstruktion wurde die ehemalige Station als Außenstelle des Kölnischen Stadtmuseums eingerichtet und genutzt (H78: 89–90, 131–132, 134–137).  Am 01.07.1980 wurde die Telegraphenstation als technisches Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Köln eingetragen unter der Nr. 651 (Stadtkonservatorin von Köln, V. von WAHL, 02.01.2015).

Museumsschließung: Am 18.01.2005 empfahl der Ausschuss für Kunst und Kultur/Museumsbauten der Stadt Köln einstimmig die Schließung: „Der Rat beschließt, die Außenstelle des Kölnischen Stadtmuseums – Optischer Telegraph in Köln-Flittard, Egonstr. 152 – aus Gründen der Haushaltskonsolidierung zu schließen.  In den Kaufvertrag soll aufgenommen werden, dass der Stadtkonservator eine jährliche Inspektion durchführt, worüber ein Bericht vorgelegt werden soll.  Ebenfalls soll in den Vertrag eine Rückgabemöglichkeit an die Stadt Köln festgehalten werden, für den Fall, dass der Pächter das Gebäude aufgibt.  Weiterhin ist sicherzustellen, dass eine Besichtigung durch die Öffentlichkeit einmal im Jahr ermöglicht wird [am Tag des offenen Denkmals im September]“ (DS-Nr. 1776/004).

Heutige Nutzung: privater Wohnraum

Weitere Bilder und Informationen von Hans Metzmacher 2009

4.4 Beschilderung, Werbung, Modell und Zeichnungen

Beschilderung: keine

Problematische Werbung: Zahlreiche Firmen nutzen die Station Nr. 50 im Internet als Werbung für gewerbliche Zwecke.  Dies ist vielfach problematisch, weil dabei oft Formulierungen aus anderen Internet-Auftritten ohne Zitat genutzt werden.  Auch wird fälschlicherweise das 2005 geschlossene Museum als Lockvogel benutzt.

Modell: In Köln im Stadtmuseum, im Zeughaus in der Zeughausstraße 1–3, steht ein großes Model mit dem Telegrafenmasten (P. Hüll 02/2009).

 

5. Umgebung

5.1 Geographie

Nach http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:K%C3%B6ln/Geografie:

Die Stadt Köln gliedert sich in 86 Stadtteile, die zu 9 Stadtbezirken zusammengefasst sind (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stadtbezirke_und_Stadtteile_K%C3%B6lns).  Der Stadtteil Flittard (Nr. 909) gehört zum Stadtbezirk Mülheim.  Er grenzt im Norden an Leverkusen.

5.2 Geologie

Im Profil liegen übereinander:

  • 2 m Hochflutlehm (Späte Wechselkaltzeit: ca. 15 000 bis 11 000 Jahre) auf
  • 30 m Niederterrasse (abgelagert zwischen 115 000 und ca. 15 000 Jahre) auf
  • Köln-Schichten (Tertiär, Spätes Oligozän, ca. 27 bis 17 Millionen Jahre alt)

(Matthias Piecha, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen Krefeld, 02/2010)

5.3 Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten und Tourismus

Der Name Flittard bedeutet fließende, vom Rheinstrom an- oder weggeschwemmte Erde und weist auf die frühere Hochwassergefährdung hin, der dieser Kölner Vorort bis zum Bau des Deichs 1894/95 immer wieder ausgesetzt war.  Am 1. April 1914 wurde Flittard nach Köln eingemeindet (http://de.wikipedia.org/wiki/Flittard#Geschichte).

Flittard entwickelte sich aus einem kleinen, 989 erstmals erwähnten Rheindorf. Damals entzog Erzbischof Ewerger den Besitz der damals schon bestehenden Kirche und der Höfe dem Stift St. Kunibert und schenkte sie dem Benediktinerkloster St. Martin.  Als die Ritter von Flittard im 14. Jahrhundert ausstarben, fiel auch deren Eigentum an das Kloster St. Martin, das auch in Stammheim über bedeutende Einkommen verfügte.  Anfang des 19. Jahrhunderts vereinigten die Freiherren bzw. Grafen von Fürstenberg in Stammheim alle großen Höfe in ihre Hand, wozu auch der Bongarzhof und der Paulinenhof gehörten.  Städtische Einflüsse bzw. Mietstockwerksgebäude sind auch hier ab der Jahrhundertwende, insbesondere durch das nördlich gelegene Bayerwerk nicht zu verkennen (V. Brixius 22.01.2008).

Unweit der Station steht die preußische Schule für Stammheim und Flittard aus dem Jahr 1826, die in neuerer Zeit restauriert wurde. Beide Objekte stehen auf dem ehemaligen Besitz der Grafen von Stammheim, die sich durch ihre enge Beziehung zum preußischen Königshaus bei der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Kölns (Bau des Kölner Doms) sehr verdient gemacht haben (V. Brixius 2008).

Der Ortskern Flittards besteht aus kleinen ländlichen Häusern.  Der älteste Profanbau ist der Bongartzhof, ein Fachwerkbau mit Backsteinausfachung und tief herunter gezogenem Walmdach von 1715 (http://de.wikipedia.org/wiki/Flittard#Geschichte).

In Flittard ist die sehr agile St. Sebastianus Schützenbruderschaft Köln Flittard gegr. 1594 e.V. zu Hause (http://www.sebastianus-flittard.de/) (Information: V. Brixius 2008).

5.4 Gewerbe und Produkte

siehe OT51

5.5 Unterkünfte

http://www.koelntourismus.de/, info@‎koelntourismus.de

6. Kontakte

Historisches Archiv,  Severinstr. 222–228, 50676 Köln,  Tel.: 02 21 – 2 21-24 4 56,  Fax 02 21 – 2 21-22 4 80, e-mail: Thomas.Deres@stadt-koeln.de oder HistorischesArchiv@Stadt-Koeln.de

Hans Metzmacher, Rosellstr. 15, 51061 Köln, Tel. 02 21 – 66 28 16, Hans.Metzmacher@gmx.de;  Tel. d. 02 14 – 4 06 62 80

Elfriede und Peter Schallenberg, Egonstr. 152, 51061 Köln, Tel. 02 21 – 66 23 88

Robert Schlappal,  Gottfried-Daniels-Str. 13,  50825 Köln – Neuehrenfeld, Tel./Fax: 02 21 – 9 55 35 53, superbass.wiki@googlemail.com

7. Information

7.1 Internet

7.2 Schriften

Clemen, P. (1929): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. – 7, 2. Abt.: 63; Düsseldorf.

GÖttert, K.-H. (2004): Anschlag auf den Telegraphen: 220 S., Köln (Emons). ISBN 3-89705-336-5, 9,00 €

Kellenbenz, H. (1973): Die historische Bedeutung der Telegraphenstation in Köln-Flittard. – In: Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln (Hrsg.): Die Telegraphenstation Köln-Flittard. Eine kleine Geschichte der Nachrichtentechnik. – Schriften zur Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsgeschichte, 25: 9–20; Köln (Selbstverlag Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln e.V.).

Metzmacher, H. (2009): Optische Telegrafenstation Nr. 50 Köln-Flittard. – Nr. 4, Köln-Flittard (Bürgerverein Köln-Flittard 1989 e.V.).

Meynen, H. (1983/84): 25 Jahre Denkmalpflege im rechtsrheinischen Köln. – In: Rechtsrheinisches Köln. Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde. – 9/10: 85–102; Köln.

Clemen, P. (1929): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. – 7, 2. Abt.: 63; Düsseldorf.

Pabst, W. (1981): Sechs Balken für 4096 Zeichen! – Post-Magazin 15 11 1981. [Archiv Bergischer Geschichtsverein Abteilung Wermelskirchen, V. Ernst 01.11.2015: Der kurze Artikel strotzt vor Fehlern (MM 01/2016)]

Signon, H. (1964): Die Preußen winkten von Flittard nach Pantaleon. – Kölner Rundschau 07.07.1964. [Archiv Bergischer Geschichtsverein Abteilung Wermelskirchen, V. Ernst 01.11.2015]

8. Öffnungszeiten

keine

9. Zur Station Nr. 51

Luftlinie: 7,9 km und zur Station 49: 5,2 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: ? km (vorläufiger Vorschlag 10/2015 aus der fernen Mark Brandenburg mit Hilfe von Google Earth)  (H. Metzmacher)

Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg (H. Metzmacher)