Station 44: Veserde Telegraph

0. Ereignisse 2014

1. Zuordnung

2007 Bundesland Nordrhein-Westfalen (NW), Märkischer Kreis (MK), Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde, Ortsteil Veserde (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrodt-Wiblingwerde)

1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Arensberg, Kreis Altena, Gemeinde Verseförde, Stationsstelle 44 (H78: 46).  Der Name „Gemeinde Verseförde“ ist fehlerhaft (H78: 80)

2. Namen

Stationsstelle ohne Namen (Statistische Übersicht 1835 in H78: 46); Versede, Verserde, Verseförde, Veserde bei Wiblingwerde.

3. Lage, Adresse, Koordinaten, Höhe und Karten

Größere Kartenansicht

Höhenprofil der Stationen 38 bis 48: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen 38 bis 48: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
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Relief mit der Station 44 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)

Relief mit der Station 44 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
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Topographische Karte von 1841–1858 1:80 000 (TK80) Preußische Kartenaufnahme

Lage: 300 m südwestlich des Ortskerns von Veserde

Adresse: Telegraph 1, 58769 Nachrodt-Wiblingwerde, Ortsteil Veserde

Koordinaten: 51°19'26,4" N,  07°35'54,3" O

Höhe: 425 m (Information: K. Förster, Lüdenscheid): die zweithöchste Station der Linie nach der Station Nr. 45, die 440 m hoch liegt.

4. Station

4.1 Grundstück, Gebäude, Auftraggeber und Auftragnehmer

Grundstück: ca. 550 qm, umgeben von Ackerland (H78: 80)

Gebäude: Das Wohngebäude glich den Gebäuden der Stationen 38 bis 44; zweigeschossiger Turm (H78: 76, 80).

Bauherr: Ingenieurhauptmann Wittich, Garnisonsbaudirektor in Münster (H78: 76)

Auftragnehmer war Maurermeister Bluth aus Iserlohn, der vor der Errichtung der Stationen 42–44 eine Kaution von 900 Reichstalern hinterlegen musste.  Er erhielt diese zurück, nachdem „er den übernommenen Verbindlichkeiten vollständig genügt hatte“ (Stadt Iserlohn – Der Stadtdirektor – Stadtmuseum 1996).

Betriebszeit: 1833 bis 1849

4.2 Personal, Inventarium und Verkauf

Personal:

Inventarium: Die 15-seitige Inventarliste der Station Nr. 44 von 1849 hat Rudolf Koch aus Borchen im Kreis Paderborn am 28.10.2014 gesandt (pdf original Rudolf Koch).  12/2014 hat Andreas Hendrich deren Sütterlin-Schrift in lateinische Schrift übertragen (pdf) und uns damit dieses hochinteressante Dokument zugänglich gemacht!

Verkauf: Nach Stilllegung der Linie erwarb der frühere Eigentümer Friedrich Holzrichter im Juni 1850 das Haus mit Grundstück für 165 Taler.  Er war bereits Eigentümer des über 300 Morgen großen Ackerlandes, das die Station umgab (H78: 80).  F. Holzrichter verkaufte das Gebäude 1902/03 weiter an den Fabrikarbeiter Albert Nimmermann (Bilder).

4.3 Umbauten, Nutzungen, Eigentümer, Bewohner und ein Säbel!

Umbau 1: In den 1880er Jahren mietete die Schulgemeinde zunächst das ehemalige Stationsgebäude an, nutze es nach dem Umbau als einklassige Volksschule und erwarb es sodann 1887 für 5 100 Mark (H78: 133).  Bei einem weiteren Umbau wurde der auf der Nordseite gelegene Turm (leider) abgerissen und das Haus zu dieser Stelle hin gleichzeitig um eine Hauslänge erweitert (H78: 133, Abb. 161).

Umbau 2: „Ihr heutiges Aussehen erhielt die ehemalige Telegrafenstation durch einen 1965 vorgenommenen Umbau.  Dabei wurden leider auch die vier Fenster der Südseite verändert (vgl. H78: Abb. 159 und 160). Heute gibt es [durch die starke Überbauung] leider nur noch geringfügige Hinweise, die auf das frühere Aussehen und die Funktion hinweisen“ (H78: 133).

Nutzungen: (1) ab 1850 Umbau zum Wohnhaus, (2) ab den 1880er Jahren bis 1899 Schule, (3) von 1902 bis heute Wohnhaus.  (4) In den 1930er Jahren Bäckerei (nur im Anbau) (U. Woitkowski, mdl. Mitt. 29.09.2014), (5) Zwischenzeitlich im 2. Weltkrieg Beobachtungsstation der deutschen Wehrmacht.  Nach der Kapitulation Quartier einer kleinen US-Einheit (H78: 133).  Nach Aussage von Helene Woitkowski befand sich im 2. Weltkrieg in ca. 100 m Entfernung von der Station eine Flakstellung; das Haus wurde nach ihrer Erinnerung nicht als Beobachtungsstation genutzt und einquartiert waren dort Engländer, nicht Amerikaner (U. Woitkowski, mdl. Mitt. 29.09.2014).

Eigentümer: ab 1850 Landwirt Friedrich Holzrichter, der die Station für 165 Taler kaufte.  Er war bereits Eigentümer des 300 Morgen großen Ackerlandes um die Station herum (Altenaer Kreisblatt 2011b) und anschließend Landwirt Carl Holzrichter bis 1902.  Ab 1902 Albert Nimmermann (geb. 1880, Bild) und Nachkommen: heute sein Enkel Ulrich Woitkowski mit Familie (Altenaer Kreisblatt 2011a).

Metallrelief: Ein Metallrelief an der Hauswand zeigt die Silhouette der Station (Bild).

Beschilderung: noch ohne

Telegraphistensäbel? Ulrich Woitkowski fand als Kind im Haus einen Säbel mit defektem Griff (Bilder). Er vermutet, dass die Waffe einem Telegraphisten gehört haben könnte.

5. Umgebung

5.1 Geographie

Die Gemeinde gehört zum Sauerland und zum Märkischen Kreis gleich den Stationen 43 und 42.  Sie liegt im Lennegebirge am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges.  Langgestreckte Höhenzüge und tief eingeschnittene Täler, wie das der Lenne, prägen die waldreiche Mittelgebirgslandschaft.  In Veserde leben rund 350 Personen (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrodt-Wiblingwerde).  Mit 425 m NN ist sie die zweithöchste Station der Linie (TBIII 2012).

5.2 Geologie

Untere Mühlenberg-Schichten, Eifel-Stufe, Mitteldevon, ≈ 390 Ma (Matthias Piecha, Geologischer Dienst NRW, Krefeld).

5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten und Tourismus

Die Gemeinde entstand 1907 aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Kelleramt (seither Nachrodt genannt) und Wiblingwerde.

Kirchen: Sehenswert ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende ev. alte Dorfkirche St. Johannes in Wiblingwerde. Im Ortsteil Nachrodt steht die katholische Kirche St. Josef.  Die Gemeinde besitzt ein dichtmaschiges Wanderwegenetz (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrodt-Wiblingwerde).

(1) Haus und Park Nachrodt
(2) Kornmühle
(3) Ölmühle

http://www.nachrodt-wiblingwerde.de/city_info/webaccessibility/index.cfm?region_id=447&waid=533&item_id=860018&oldrecord=89880&oldmodul=5&olddesign=0&oldkeyword=0&oldeps=20&oldaz=all&oldcat=0&fsize=1&contrast=0

5.4 Gewerbe und Produkte

Im frühen 19. Jahrhundert begannen sich im derzeitigen Gemeindegebiet von Nachrodt-Wiblingwerde metallverarbeitende Betriebe anzusiedeln.  Mittelständische metallverarbeitende Unternehmen sind auch heute noch tätig.  1984 wurde Wiblingwerde zum staatlich anerkannten Erholungsort.  Diese durch die Bezirksregierung Arnsberg verliehene Auszeichnung erfolgte unter anderem aufgrund des Waldlehrpfades und der vielen markierten und gepflegten Wanderwege sowie der zahlreichen umgestalteten Bauernhöfe (Musterhöfe) (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrodt-Wiblingwerde).

5.5 Gaststätten und Quartiere

http://www.nachrodt-wiblingwerde.de/city_info/webaccessibility/index.cfm?region_id=447&waid=533&item_id=859807&oldrecord=89881&oldmodul=5&olddesign=0&oldkeyword=0&oldeps=20&oldaz=all&oldcat=0&fsize=1&contrast=0

6. Kontakte

Ulrich Woitkowski, Telegraph 1, 58769 Nachrodt-Wiblingwerde, OT Veserde

7. Information

7.1 Internet

http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrodt-Wiblingwerde

7.2 Schriften

Altenaer Kreisblatt (2011a): Leben unter dem Telegraphen. Station am Viehkopf bei Veserde ging 1902 auf Albert Nimmermann über. – Altenaer Kreisblatt 08.10.2011; Altena.

Altenaer Kreisblatt (2011b): Telegrafen statt reitender Boten. Veserde war einst High-Tech-Standort. – Altenaer Kreisblatt 09. oder 11.10.2011; Altena.

Scholl, O. (1986): Die optische Telegrafenlinie zwischen Berlin und Koblenz. – Breckerfelder Telegraph: 9 Manuskriptseiten; Breckerfeld. [Im Wesentlichen Angaben aus Herbarth 1978 und Landrath 1883]

Störing, H. (1984): Die Telegrafenstation Nr. 44 in Veserde bei Wiblingwerde und ihre Nachbarstationen. – Beiträge zur Heimat- und Landeskunde, Heimatbuch zum Kreisheimattag ´84; Nachrodt-Wiblingwerde (Heimatbund Märkischer Kreis).

8. Öffnungszeiten

ohne

9. Zur Station 45

Luftlinie: 12,6 km und zur Station Nr. 43: 7,5 km (TBIII: Tab. 2S)

Telegraphenradweg: ? km (Autor ?)

Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg (Autor ?)