Station 43: Iserlohn Fröndenberg

0. Empfehlung

In Iserlohn am OT43 bietet der Danzturm auf dem Fröndenberg ganzjährig ein Panorama.

1. Zuordnung

2007 Bundesland Nordrhein-Westfalen (NW), Regierungsbezirk Arnsberg, Märkischer Kreis (MK), Stadt Iserlohn (96 000 Einwohner)

1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Arensberg, Kreis Iserlohn, Stadt Iserlohn, Stationsstelle Fröhndenberg (Herbarth 1978: 46/47)

2. Vormaliger Name

Fröhndenberg, Telegrafenberg (Herbarth 1978: 133)

3. Adresse, Anfahrt, Fußweg, Koordinaten, Höhe und Karte

Adresse: Danzweg 60 (Auf dem Fröndenberg)

Anfahrt über die A46 (AS47 – „Iserlohn Zentrum“),  L648 nach Süden zur Altstadt/Bahnhof: Dortmunder Straße – Altstadt – Obere Mühle – In der Lager: 100 m nach Beginn des Forstes halbrechts in den Danzweg einbiegen und diesen aufwärts

Zu Fuß: Zickweg oder Rodelbahn

Koordinaten: 51°21'48,2" N,  07°41'12,1" O

Höhe: 384,5 m (Stadt Iserlohn, Information: R. Klostermann)


Größere Kartenansicht
Höhenprofil der Stationen 43 bis 40: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen 38 bis 48: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
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Relief mit der Station 43 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)

Relief mit der Station 43 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
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Topographische Karte von 1841–1858 1:80 000 (TK80)
Topographische Karte von 1841–1858 1:80 000 (TK80) Preußische Kartenaufnahme, Nachdruck von 1964; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Herausgegeben vom Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen; die Station ist rot umrandet (Archiv Zabel)

4. Station

Am 16. Juni 1833 gab Ingenieurhauptmann Wittich aus Münster in Arnsberg die Lage der Stationspunkte 42, 43 (Iserlohn) und 44 bekannt.

4.1 Grundstück, Gebäude und Bauherr

Grundstück: Die Stadt stellte das auf dem höchsten Punkt des Fröndenberges gelegene Grundstück mit einer Fläche von 1050 qm dem preußischen Staat kostenlos zur Verfügung mit der Einschränkung, dass es nach Aufgabe der Telegrafie wieder an die Stadt zurückfällt.

Gebäude: „Der Telegraph besteht in einem zweistöckigen Thurm mit 9 Fuß (2,82 m) lichter Etagenhöhe, unterhalb 11 und 12 Fuß (3,45 x 3,77 m) groß, daneben ein einstöckiges Wohngebäude von 31 2/3 Fuß (9,91 m) Frontlänge, 24 ¼ Fuß (7,61 m) Tiefe und 9 Fuß (2,82 m) Etagenhöhe.“ (???).  Das Gebäude bestand außen aus Bruchstein mit Kalkmörtel, Im Innern aus Fachwerk mit Ziegelmauerung.  Das Dach, die Südfront und der Turm, der an der einzigen Giebelseite das Wohnhauses stand, war mit Schiefer verkleidet (Störing  1984). 

Das Wohngebäude war für zwei Familien eingeteilt.  Wasser musste an dem ca. 100 m entfernten Brunnen geholt werden.  Der „Abtritt“ (Toilette) befand sich im seitwärts angebauten Stallgebäude.

Das Gebäude glich den Stationen 38 bis 42 und 44 (Herbarth 1978: 76).

Bauherr: Ingenieur Wittich, Garnisonsbaudirektor in Münster (H78: 76).

Auftragnehmer: Maurermeister Bluth aus Iserlohn musste vor der Errichtung der Stationen 42–44 eine Kaution von 900 Reichstalern hinterlegen.  Er erhielt diese zurück, nachdem er „den übernommenen Verbindlichkeiten vollständig genügt hatte.“

Betriebszeit: 1833 bis 1849

4.2 Personal Ereignisse, Anekdoten und Abbruch

Personal: Während des Betriebes von 1833 bis 1849 taten die Telegrafisten Munter, Bodewick, Pautz und Gräbisch Dienst.  Gräbisch (31) und Bodewick (33) haben in Iserlohn geheiratet.  1837 pachteten Munter und Bodewick von der Stadt zwei Morgen Land nahe der Station zu je 40 Reichstalern pro Person.  Auch Pautz erhielt Land zur Bewirtschaftung.

Ereignisse: „Als in Preußen Wehpflichtige einberufen wurden, die gegen Freiheitskämpfer in Süddeutschland in den Krieg ziehen sollten, wurde am 10 Mai 1849 das Iserlohner Zeughaus (heute Stadtmuseum) gestürmt, die dort gelagerten Waffen verteilt und Barrikaden errichtet“ (www.iserlohn.de/Museen in Iserlohn/Stadtmuseum Iserlohn/Revolution 1848/49). 

„Die Telegrafenstation wurde für die Aufständischen sehr bald unbeliebt.  Die Aufständischen hielten sie für einen Verräter und wollten diesen schnell „um die Ecke bringen“ (Störing 1984 nach Uhlmann-Bixterheide: Chronika von Iserleaun)

Der Telegraf wurde am 10. und 11. Mai angegriffen und beschädigt.  Deshalb wurden bereits am 17.05.1850 vier Iserlohner vor dem Schwurgericht in Wesel angeklagt: der Graveur Heinrich Kuhlmann (27), der Fabrikant Michael Friedrich Schmidt (35), der Kupferschmied Carl Weißbeck (32) und der Fabrikarbeiter Heinrich Hammes (24).  Das erste Mal seien drei Flügel, das zweite Mal fünf Steuerungsräder und zwei Fernrohre entwendet worden.  Den Telegrafisten sei mit Erschießung gedroht worden, wenn der Telegraf wieder arbeiten würde.

Kuhlmann erklärte, ihm und Schmidt sei es nur darum gegangen, die Menge von der Zerstörung des Telegrafen abzuhalten.  Schmidt fügte hinzu, er habe sich – nach Beruhigung der Gemüter – der schönen Aussicht erfreut.  Weißbeck äußerte sich in gleicher Richtung: Er habe die Menge von dem beabsichtigten Absägen des Mastes abgehalten und auf seine Veranlassung hin habe der Telegrafist Pautz die Flügel selbst abgenommen.  Dass die Leute die Flügel in den Teich [Rupenteich, Häusser schriftl. Mitt. 17.10.07] geworfen hätten, wäre nicht seine Schuld, man habe die Flügel nicht bis zum Rathaus tragen wollen.  Hammes erklärte, nur gezwungener Teilnehmer gewesen zu sein.  Er habe sich um nichts gekümmert, auch das Gebäude der Station nicht betreten.

Die Geschworenen erklärten die Angeklagten am 12.06.1850 der Zerstörung des Telegrafen für nicht schuldig (Stadt Iserlohn – Der Stadtdirektor – Stadtmuseum 1996).

Anekdote:

Verkauf: Wahrscheinlich wurde die Station nicht wieder betrieben.  1850 wurden alle Einrichtungsgegenstände, außer der Telegrafiereinrichtung, versteigert.  Ratsherr Redicker erwarb das Gebäude für die Stadt Iserlohn zum Betrag von 126 Talern (Störing 1984).

4.3 Nutzung, Eigentümer, Modell, Ausstellung, Beschilderung und Aussichtsturm

Nutzung: Im Laufe der Jahre hat das Haus viele Pächter gehabt.  Lange Zeit diente es den Förstern der Stadt Iserlohn als Wohnhaus.

Im Jahre 1908/09 wurde im unmittelbaren baulichen Anschluß der Danzturm als Aussichtsturm errichtet zu Ehren des sich um Iserlohn verdient gemacht habenden Professor Danz.  Neben dem mächtigen Danzturm auf dem Fröndenberg, der noch heute als Telegrafenberg bekannt ist, wirkt die ehemalige Telegrafenstation nur klein und bedeutungslos (Störing 1984).

1996 wurde auf dem Dach des Hauses ein 8 m hoher Telegrafenmast mit vielfältiger Unterstützung von Firmen aufgestellt (Lewi 1996).

Eigentümer:

Modell: Friedrich Wilhelm Sonneborn fertigte ein Modell der Station an (Lewi 1996).

Ausstellung: bescheiden, im Danzturm

Beschilderung: ohne

Aussichtsturm: Danzturm (1908/09)

5. Umgebung

5.1 Geographie

Iserlohn liegt am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges, ca. 30 km südöstlich von Dortmund.  Der Fröndenberg hat eine Höhe von 390 m.

5.2 Geologie

Mitteldevon:

Der Raum Iserlohn ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges, dessen Gesteinsschichten im Erdaltertum [Paläozoikum], vor allem im Devon und Karbon [417–296 Mill. Jahre] entstanden.  Damals war das Gebiet Teil eines Meeresbeckens, auf dessen Grund sich Schlamm-, Sand und Geröllschichten ablagerten, die später zu festem Gestein wurden.  Hauptgestein ist der Massenkalk [Mittel- bis Spätes Devon: ~384–375 Millionen Jahre (STD 2002), www.stratigraphie.de/std 2002], der früher intensiv abgebaut wurde.  Daneben bildeten die Erze des Iserlohner Galmeibezirkes (Zinkerz) die Grundlage für eine blühende Messingindustrie.  Der Galmeibergbau wurde Ende des 19. Jahrhunderts eingestellt und auch der Massenkalk wird nicht mehr abgebaut (http://www.iserlohn.de/Kultur/Museen/geologie.php).

5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten und Tourismus

Iserlohn galt bis 1850 als größte und bedeutendste Industriestadt Westfalens.

Aussichtsturm mit kleiner Ausstellung neben dem Danzturm (PF)

Stadtmuseum Iserlohn: Geologie, Bergbau, Ur- und Frühgeschichte,  Stadtgeschichte: mittelalterliches Handwerk mit Feindrahtzieher und Panzermacherwerkstatt,  Territorialgeschichte,  Sonderaustellungen,  Di.–So. 10.00–17.00,  Do. 10.00–19.00,  an Feiertagen geschlossen

Nadelmuseum und Gelbgießerei in der Historischen Fabrikanlage Maste-Barendorf: Do. 14.00–18.00,  Fr. 14.00–16.00,  Sa.+So. 11.00–13.00 und 14.00–16.00,  an Feiertagen geschlossen

5.4 Gewerbe und Produkte

Die Nadel- und Drahtproduktion hat jahrhundertealte Tradition.  Bronze- und Messingwaren wurden weltweit exportiert, so Iserlohner Tabaksdosen (18. Jh.),  Münzprägung.

5.5 Gaststätten und Quartiere

Danzturm Iserlohn – Das Panoramarestaurant,  Mo.–So. 11.00–23.00,  Warme Küche 12.00–14.30 und 18.00–21.30;  Kaffee & Blechkuchen Inh. Dragan Martinic,  Danzweg 60,  58 644 Iserlohn,  e-Mail: info@danzturm-iserlohn.de,  Tel. 023 71–77 82 34,  Fax 023 71–77 82 34

In Iserlohn wird „Iserlohner Pilsener“ getrunken“.

6. Kontakte

  1. Stadtarchiv Iserlohn, Theodor-Heuss-Ring 5, 58636 Iserlohn, Tel. 023 71–2 17 19 21, Tanja Marschall,  archiv@iserlohn.de
  2. Stadtmuseum Iserlohn,  Fritz-Kühn-Platz 1,  58 636 Iserlohn,  Tel. 023 71–2 17 19 60 bis 64,  Fax 023 71–2 17 19 65,  museum@iserlohn.de
  3. Egbert Sonneborn, Bömbergring 9, 58636 Iserlohn, Tel. 023 71–2 96 83,  sonneborn@gmx.de
  4. Udo Wiedemeyer, Schödderweg 6,  58 644 Iserlohn, Tel. 023 71–2 96 25, u.wiedemeyer@t-online.de
  5. Martin Schumacher, Südstraße 22, 58644 Iserlohn, Tel. 023 71–29 2 55,  radedef@aol.com

7. Informationen

7.1 Internet

7.2 Schriften

  • Bettge, G. (2009): 100 Jahre Danzturm. – Stadtarchiv Iserlohn Beiträge und Mitteilungen, Heft 9, 44 S.; Iserlohn (Stadtarchiv).
  • Bönemann (2000): Der optische Telegraf am Rande des nördlichen Sauerlandes, 1832–1849: In: Sauerländer Heimatbund, SAUERLAND Nr. 4/2000 S. 196–198 (pdf)
  • Lechtleitner, H. (2002): Station 43 Iserlohn. – Das Archiv, 2002, 4: 80–81; Bonn [Maße der Station]. Beschaffung: PS 12/2014
  • Lewi (1996): Per Fernrohr die neuesten Nachrichten erspäht. Stadtmuseum: Ausstellung zur optischen Telegrafie / 8-Meter-Mast wird in Kürze am Danzturm installiert. – Iserlohner Nachrichten, 6.7.1996, 1 S., 1 Abb.; Iserlohn. (Ossing)
  • Stadt Iserlohn – Der Stadtdirektor – Stadtmuseum (1996): Bei Licht besehen. Station 43 Iserlohn. Aspekte der optischen Telegrafie. – Begleitschrift zur Ausstellung des Stadtmuseums Iserlohn 05.06. – 01.09 1996, 34 S., 10 Abb.; Iserlohn.
  • Störing, H. (1984): Die Telegrafenstation Nr. 44 in Veserde bei Wiblingwerde und ihre Nachbarstationen. – Beiträge zur Heimat- und Landeskunde, Heimatbuch zum Kreisheimattag ´84; Nachrodt-Wiblingwerde (Heimatbund Märkischer Kreis).

8. Öffnungszeiten

Stadtmuseum Iserlohn: Di.–So. 10.00–17.00, Do. 10.00–19.00, Eintritt frei.

Danzturm: bei Tageslicht, Näheres zu erfragen in der Gaststätte Danzturm.

9. Zur den Nachbarstationen

Luftlinie: 7,5 km zur Station 44 und 14,4 km zur Station 42 (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: ? km (Autor ?)

Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg (Autor ?)