Station 30: Marienmünster-Vörden Hungerberg

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Das Wappen der Stadt Marienmünster

In Vörden gewährt der Aussichtsturm am OT30 auf dem Hungerberg ganzjährig einen großartigen Panoramablick mit dem Köterberg, der Steinheimer Börde und dem Eggegebirge.

1. Zuordnung

2007 Bundesland Nordrhein-Westfalen (NW), Kreis Höxter (HX), Stadt Marienmünster

1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Höxter, Stadt Vörden, Stationsstelle Hungerberg (Herbarth 1978: 46/47)

2. Vormaliger Name

Stadt Vörden

3. Adresse, Anfahrt, Fußweg, Koordinaten, Höhe und Karte

Adresse: Hungerberg bei Vörden

Topographische Karte von 1841–1858 1:80 000 (TK80)

Anfahrt mit PKW: A44, AS Paderborn-Büren oder Warburg.  B 64 bzw. B 252 und Landstraßen nach Marienmünster-Vörden.

Parkmöglichkeiten auf dem Wanderparkplatz in Vörden oder auf dem Parkplatz an der Abtei Marienmünster.

Radweg: entlang der Landstraße

Fußwanderung: Vom Wanderparkplatz in Vörden (51°49'13" N, 09°13'43" O) ca. 2 km in Richtung Ferienhausgebiet und weiter zur Hungerbergkapelle am Kreuzweg Marienmünster (51°49'51" N, 09°12'47" O) (G. Lücke).

Koordinaten Station: 51°49'44,16" N,  09°13'28,83" O (Heinrich Fiene, Gisbert Lücke & Josef Suermann)

Koordinaten Aussichtturm von 2008: 51°49'45,1" N,  09°13'27,0" O (J. Suermann)

Höhe: 324 m (J. Suermann)


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Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012
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Relief mit den Stationen 30 bis 45 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)

Relief mit den Stationen 30 bis 45 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
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4. Station

4.1 Grundstück, Baumeister, Gebäude und Inventar

Grundstück: Die Gemeinde Vörden trat für die Anlage einen Morgen und 2,8 Quadratruten Holzgrund ab.  Die Grundstücksgröße betrug 75 Ruthen im Quadrat [1064 m2].

Bauauftraggeber: Ingenieur Wittich, Garnisonsbaudirektor in Münster

Bauausführung und Objektbetreuung: Kreisbauinspektor Gockel aus Höxter

Anbau 1843: Kreisbauinspektor Gocker aus Höxter (http://hahausen-harz.com/telegrafenlinie.htm)

Gebäude: „Das Etablissement besteht aus dem Wohngebäude mit vorspringendem Turme und der angebauten kleinen Stallung. … Das Wohnhaus ist 32 Fuß und 6 Zoll lang, 25 Fuß tief [10,5 m x 7,85 m] und 9 Fuß 6 Zoll [ca. 3 m] im lichten hoch.  Der Turm ist 2 Etagen respekt. 9 Fuß und 6 Zoll und 8 Fuß und 6 Zoll [Gesamthöhe ca. 5,63 m] im lichten hoch und 9 Fuß im lichten lang und breit [2,8 m x 2,8 m].

Die Umfassungsmauern des Wohnhauses und des Turmes sind massiv aus Sandbruchsteinen in Kalkmörtel erbaut.  Die Fenster und äußeren Türöffnungen sind mit Einfassungen aus Sandstein versehen.  Die inneren Scheidewände sind aus Bindwerk, und die Brandwand vor dem Bindwerk ist mit Lehmsteinen aufgesetzt.

Das Dach ist mit Sollinger Dachsteinen und der Turm mit Zink eingedeckt.  Unter den Küchenfluren befinden sich Keller mit Balkendecken.  Der Stall ist an der Südwestseite des Wohnhauses angebaut, aus Bindwerk mit Bruchsteinen ausgemauert, mit Sollinger Dachsteinen gedeckt und mit Brettern im Äußeren bekleidet.

Die Wetterseiten des Turmes und des Wohnhauses sind ebenfalls mit Brettern bekleidet.  Die Dachgiebel des Wohnhauses sind an der Südseite mit Sollinger Behangsteinen und an der Nordseite über dem Turm mit Zink und mit Sollinger Behangsteinen bekleidet.  Über den Eingangstüren sind zum Schutz gegen Wetter Bretterverschläge angebracht.“

Es gab vermutlich nur eine gemeinsame Treppe ins Obergeschoß.  Zum Gebäude gehörte ein Stall mit Abtritt (Abort).  Ein Brunnen war nicht vorhanden (Staatsarchiv Detmold: Materialien und Grund-Wertelage des Telegrafen Etablissement auf dem so genannten Hungerberge bei Vörden; Übersetzung: Brigitte Lücke).

Die beiden Keller, deren Böden mit Bruchsteinen ausgepflastert sind, erreichte man durch Öffnen der Falltüren im Flur.  Die zu den beiden Wohnungen gehörenden Wohnstuben im Erdgeschoßß haben vermutlich eine Tür von den jeweiligen Küchenfluren aus, während die unten gelegene Turmstube eine Verbindungstür zum Treppenflur hat.

„Insgesamt sind nach den Angaben der Taxation aus dem Jahre 1850 folgende Räumlichkeiten anzunehmen:
1. Keller: unter den Küchenfluren
2. Erdgeschoß: zwei Wohnstuben, eine Stube im Turm, zwei Küchenflure mit Treppenflur
3. Obergeschoß: ein Treppenflur, eine Stube im Turm (Dienstzimmer), eine weitere Stube und drei Kammern.
Dem enstprechen auch die aufgeführten 2 Straßentüren, die 5 Stubentüren und die 3 „schlichten“ Kammertüren“ (Jahrbuch des Kreises Höxter 1981; Information: H. Fiene).

Inventar: Eine Aufstellung wurde vom Wasserbauinspektor zu Höxter 1850 anlässlich des Verkaufs der Station angefertigt.  Zu ihr gehört neben einer ausführlichen Gebäudebeschreibung auch eine Inventarliste.  In ihr sind zwei steinerne Wasserbehälter mit Eichenholzdeckeln aufgeführt.  Vermutlich zum Auffangen des Regenwassers.  Bei Frost und Trockenheit musste das Wasser möglicherweise von einer Quelle am Fuße des Hungerberges oder von der ehemaligen Abtei Marienmünster auf den Berg getragen werden.

Betriebszeit: 1833 bis 1849: Die Station wurde am 1. Oktober 1833 in Betrieb genommen.  Die Vördener Ortschronik vermerkt dazu unter 1833: „Im Jahre 1833 wurde das tellegrafs gebäude auf dem Hungerberge errichtet und am 1ten Octobris die Tellegrafi ins Werk gestellt“.

4.2 Personal, Geburt, Taxation, Verkauf und Abbruch

Personal:
-Telegraphist August Bernecke, ev.; verheiratet mit Wilhelmine Bernecke, ev.; Sohn Joannes Friedericus Bernecke, geb. 10.06.1839 (G. Lücke: Kirchenbuch St. Kilian Vörden)
- Telegraphist Weber (A. Völse: Staatsarchiv Detmold 2007)

Geburt: Zu einer Geburt in einer Telegrafistenfamilie auf dem Hungerberg gibt es im Kirchenbuch der Pfarrgemeinde St. Kilian zu Vörden unter der Jahreszahl 1839 Nummer 14 folgende Eintragung: „Geboren wurde am 10. Juni 1839 Joannes Friedericus Bernecke.  Geburt: ehelich.  Geburtsort: Hungerberg.  Vater: August Bernecke, Telegrafist, evangelisch.  Mutter: Wilhelmine Bernecke, evangelisch,  Taufpaten: Joh. Meritz, Telegrafist und Wilhelmine Nubkoski.  Die Taufe fand am 24. Juli 1839 statt (Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum 2008: 14).“.

Taxation: Der Wasserbauinspektor aus Höxter schätzte 1850 den Wert wie folgt:
- Haus: 417,7 Taler
- Grundstück: 15 Taler
- Garten: 5,2 Taler
(Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum 2008: 7)

Verkauf und Abbruch: Das Haus wurde auf Abbruch versteigert.  Es ging für 211 Taler an den Kaufmann Isaac Marienthal und den Dachdecker J. Müller aus Nieheim.  Das Grundstück ging für 10 Taler an die Gemeinde Vörden.  Das Haus wurde sofort bis auf die Grundmauern abgebrochen (H78: 69/70; Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum 2008: 13).

Kenntnisse über die Telegrafenstation waren schon bald aus dem Gedächtnis der Vördener Bürger verschwunden.  So teilte der Vördener Bürgermeister auf die Anfrage des Heimatforschers Eugen Kill [Chill] aus Stahnsdorf, Kreis Teltow, vom 9. Juni 1943 mit, dass Unterlagen über die Station im Gemeindearchiv nicht vorhanden wären.  Einige alte, bereits verstorbene Leute hätten erzählt, dass auf dem Hungerberg damals ein einsamer Wärter in einem einstöckigen Gebäude gewohnt habe.  Er wies allerdings darauf hin, dass in der Zeitschrift Heimatborn ein Artikel über die Telegrafenlinie gestanden habe.

Nachforschungen in der Akademischen Bibliothek des Erzbistums Paderborn ergaben, dass der Dechant Gemmeke aus Neuenheerse im Jahre 1923 unter der Nummer 11 dort einen Beitrag über die optische Telegrafenlinie durch das Paderborner Land veröffentlich hat.  Im gleichen Archiv wurde in der „Warte“, 19. Jahrgang, Heft 2 und 3, auch ein Beitrag zum 125 jährigen Bestehen der Linie von Berlin nach Koblenz von Herrn Josef Wübbeke gefunden.  Völlig verschwunden scheint das Wissen um die Telegrafenlinie in Ostwestfalen doch nicht gewesen zu sein (G. Lücke).

4.3 Neubauten, Eigentümer, Aussichtsturm und Beschilderung

Neubau 1: Auf den Grundmauern des abgebrochenen Wohnhauses wurde eine Marienkapelle errichtet, die bereits 1852 eingeweiht werden konnte (Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum 2008: 15/16).  Die Außenmaße der Kapelle stimmen exakt mit den Maßen des ehemaligen Telgrafengebäudes überein (G. Lücke).

Eigentümer: kath. Gemeinde

Neubau 2: Einen Teil des Baumaterials verwendete man für den Bau des mittlerweile auch abgerissenen Hauses Koßmann in Vörden (Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum 2008: 13).

Aussichtsturm: Im April 2007 genehmigte der Hauptausschuss der Stadt Marienmünster mit großer Mehrheit den Bau eines Aussichtsturms auf dem Hungerberg durch den Heimat- und Kulturverein Marienmünster (Westfalen-Blatt, Kreis Höxter, 2007). 

Die Ausschachtungen für die Betonfundamente erfolgten im Herbst 2007 nur etwa 30 m vom ursprünglichen Standort entfernt (HD).

Für den Antransport der 48 t schweren Stahlbetonstützen (Pfeiler) für die Fundamentkonstruktion musste der Waldweg geschottert werden.  Insgesamt wiegt die Fundamentkonstruktion 84 t.  Der Untergrund [Mittlerer Keuper, Obere Trias] erwies sich nach Untersuchungen der Fachhochschule Holzminden als nicht tragfähig.  Wegen der Hanglage mussten vier Fundamentpunkte in unterschiedlicher Höhe auf Fels betoniert werden.  Die Köpfe der Pfeiler verbindet eine Stahlträgerkonstruktion mit aufgelegter Betonplatte als Unterlage für die Holzkonstruktion.  Der innere Turmteil mit den Treppen und Podesten wurde in der Produktionshalle der Firma Hecker in 4 Segmenten unter tatkräftiger Mithilfe von Mitgliedern des Heimat- und Kulturvereins fertig montiert [Fritz Teiting, Josef Föckel, Heiner Lüke, Gisbert Lücke, Heinrich Fiene].

Am symbolischen Signalmasten zeigen die 6 Signalarme (Indikatoren) das „H“ für Hungerberg (Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum 2008: 24, 18–22).

Der 26 m hohe Turm aus Lärchenholz wurde am 18. Mai 2008 bei kühlem Wetter und Anwesenheit mehrerer hundert Besucher eingeweiht.  Zu der 38 m2 großen Aussichtsplattform in 21 m Höhe führen 111 Stufen.  Auf dem Dach des Turms ist eine symbolische Telegrafen-Signalanlage installiert.  Hinweistafeln im Turm sollen an die ehemalige Telegrafenstation erinnern (G. Lücke).  „Kalkuliert sei der Turm mit rund 82 000 Euro, davon leiste der Heimat- und Kulturverein über Eigenleistung und Sponsoring rund 72 000 Euro.  Der Verein wird eine Haftpflichtversicherung abschließen“) (Westfalen-Blatt, Kreis Höxter, 2007).

Erstbesteigung des Aussichtsturms.  Vördener Schützen besuchen mit ihren Familien das neue Wahrzeichen der Stadt
von Josef Köhne in Neue Westfälische Höxtersche Kreiszeitung, 22.04.08

„Weitsicht ist etwas Wunderbares.  Sie vergrößert den eigenen Horizont und öffnet den Blick auf Dinge, die im Verborgenen liegen.“  Diese Erfahrung machten am vergangenen Samstag Mitglieder der Sankt-Peter- und Paul-Schützenbruderschaft Vörden, als sie während eines Schnatganges auf dem Hungerberg zum ersten Mal den neuen Aussichts- und Museumsturm bestiegen.

„Das ist schon beeindruckend“, zeigte sich Wolfgang Lessmann erstaunt über den herrlichen Rundblick.  Als einer der Ersten war er Turmbauer Ewald Hecker auf die 21 Meter hohe Aussichtsplattform des noch nicht ganz fertigen Turmes gefolgt, und hatte sich den dort rauen Wind um die Nase wehen lassen.  Indes, Ewald Hecker informierte die rund 80 Schnatgänger über die Konstruktion und die Besonderheiten des neuen Leuchtturmprojektes im Kultur-Landkreis Höxter. „Allein für das Treppenhaus waren 80 Festmeter Holz notwendig“, berichtete er und vergaß nicht zu erwähnen, dass dieses maßgeblich von den Mitgliedern des Heimat- und Kulturvereins, Josef Föckel und Gisbert Lücke, bearbeitet wurde. Als dritter Ehrenamtlicher schwang Heinrich Fiene den Pinsel und beugte damit Holzschädlingen und Fäulnis vor.

Für Schützenoberst Mathias Schmidt ist der 25 Meter hohe Turm ein weithin sichtbares Wahrzeichen für Gemeinschaftssinn und ehrenamtliches Engagement.  „Er ist gelungen und ich bin sicher, dass der Turm eine Attraktion für diese Gegend darstellt.  Es werden ihn viele tausend Menschen besteigen und ihre Freude daran haben“, lautete sein positives Urteil.

Bevor der Aussichts- und Museumsturm am 18. Mai um 10 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst an der Hungerbergkapelle eingeweiht wird, haben die Erbauer um Verena, Ewald und Christian Hecker noch das Dach und den Masten für die historische Telegrafenstation Nr. 30 aufzusetzen. „Nach dem Segen der Kirche können wir allen Besuchern einen leichten Aufstieg und eine gute Sicht wünschen“, kommentierte Ewald Hecker die sehenswerte Konstruktion aus heimischen Hölzern.

Bilder von der Einweihung des Aussichts- und Museumsturms am 18.05.08 sind zu finden unter www.marienmuenster.de/2216_DEU_WWW.php?&publish[id]=1568&publish[mode]=overview&foto=1

Beschilderung:

5. Umgebung

5.1 Geographie

Marienmünster liegt im Grenzbereich des alten Nethegaues im Süden, des Wetigaues im Norden und des Augaues im Osten im ehemals so genannten Oberwälder Land im nördlichen Kreis Höxter an der Grenze zum Kreis Lippe.  Landschaftlich dehnt sich das Stadtgebiet aus vom Rand der fruchtbaren Steinheimer Börde im Westen bis zum Fuß des rd. 500 m hohen Köterberges im Osten.  Die südliche und südöstliche Begrenzung bildet die Brakeler Muschelkalkschwelle.  Der größte Teil des Stadtgebietes gehört zur sich nach Norden öffnenden lippischen Keupermulde.  Im Norden, Osten und Südosten erhebt sich die Landschaft zu Bergrücken mit Höhenlagen über 300 m NN und senkt sich nach Westen und Südwesten allmählich bis 160 m ü. NN ab.  Die Kappelle liegt 325 m über NN (Stadtverwaltung Marienmünster).

Höhenprofil

5.2 Geologie

"Der Hungerberg erhebt sich am westlichen Rand der sogenannten "Fürstenauer Platte", einer großen Muschelkalktafel.  Im Großraum Hohehaus und Vörden steht oberflächlich Keuper an.  Dieses Keupergestein steigt in Stufen wie beim Hungerberg auf 325 m an, am Köterberg bis [knapp] 500 m.  Im Norden und Süden finden sich weite Mulden, die wie im Steinheimer Becken mit Löß bedeckt sind.  Im Osten und Südosten haben sich Bäche in den oberen Muschelkalk eingeschnitten und unter anderem das große Tal zwischen Eilversen und Bremerberg geschaffen, das bis in den mittleren Muschelkalk eingeschnitten ist“ (H. Fiene nach Maasjost 1966, Krus 2007).  Die Station selbst steht auf Mittlerem Keuper [235–210 Millionen Jahre alt; http://www.stratigraphie.de/aktuelles/STDH_2012_final.pdf].

5.3 Geschichte, Name, Tourismus, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Bildung

Der Ort Vörden wurde vermutlich bereits in sächsischer Zeit gegründet.  Im Jahr 1319 umgürtete der Abt von Marienmünster den Ort mit einer Mauer und baute dort auch eine Burg zum Schutze der Abtei.  Es war ihm jedoch nicht möglich, die Burg mit einer ausreichenden Mannschaft zu besetzen.  Daher übergab er den Ort samt Burg 1324 an den Bischof von Paderborn, der ihm die Stadtrechte verlieh.  Bis zur Säkularisation blieb Vörden fürstbischöfliche Stadt und kam dann [1815] zu Preußen.

Bei der auf freiwilliger Basis 1970 im Kreis Höxter durchgeführten kommunalen Neugliederung schlossen sich die ehemals selbstständigen Städte Bredenborn und Vörden sowie 11 weitere kleinere Gemeinden zu einer neuen Stadt zusammen.  Die Namensgebung für die neue Stadt gestaltete sich schwierig.  Jede der beiden Titularstädte erhob hierauf Ansprüche.  War die Titularstadt Bredenborn die einwohnergrößte, so konnte Vörden auf den Sitz der Verwaltung und den Amtsnamen verweisen, der ursprünglich für die neue Stadt vorgesehen war.  Die historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen, die jede der 13 Amtsgemeinden mit dem inmitten des Stadtgebietes stehenden Kloster Marienmünster verband, waren ausschlaggebend, der neuen Stadt den Namen Marienmünster zu geben.

Die waldreiche Hügellandschaft um die ehemalige Abtei Marienmünster herum war für die Entwicklung des Tourismus und damit die Schaffung neuer Arbeitsplätze bestens geeignet (siehe 5.4).  Unterhalb des Hungerberges konnte Anfang der siebziger Jahre ein Freizeitgelände ausgewiesen werden.  Unmittelbar am Rand des Waldes entstanden Ferienhäuser.  Ein Stausee und eine Kneipp-Anlage wurden angelegt.  Durch das Gelände führen im Schatten von Bäumen und Sträuchern schöne Wanderwege.  Ein Freizeithallenbad, eine Miniaturgolfanlage, ein Abenteuerspielplatz und ein Streuobstlehrpfad bieten neben Rad- und Wanderwegen ausreichend Raum und Gelegenheit für einen erholsamen Urlaubsaufenthalt.  Die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen runden das Bild ab.  Dazu trägt auch die ehemalige Abtei bei, die durch Konzerte auf der berühmten Barockorgel nicht nur in Ostwestfalen bekannt ist und jedes Jahr viele Besucher zählt.

Die Gäste schätzen das vorherrschend milde, bisweilen reizmilde Klima bei einem gemächlichen Urlaubsaufenthalt.  Der Ortschaft Vörden verlieh der Regierungspräsident Detmold 1988 die Artbezeichnung Erholungsort.  1990 beteiligte sich Marienmünster mit einigen Beherbergungsbetrieben erfolgreich am Bundeswettbewerb "Familienferien in Deutschland".  1992 folgte die Wahl der Ortschaft Vörden als Tourismus-Musterdorf in Nordrhein-Westfalen.  1999 wurde Vörden staatlich anerkannter Luftkurort (www.marienmuenster.de/2350_DEU_WWW.php).

Am Ortsrand liegt auf dem ehemaligen Burggelände heute das barocke Herrenhaus der Familie von Haxthausen.  Im Ortskern haben sich noch einige alte Fachwerkhäuser erhalten, die zum Teil behutsam restauriert wurden.

Besonders sehenswert ist die alte Benediktinerabtei Marienmünster mit ihrer wertvollen Barockorgel von Patroklus Mölle (www.marienmuenster.de/2345_DEU_WWW.php).  Die ehemaligen Klosterscheunen werden derzeit zu einer öffentlichen Begegnungs- und Bildungsstätte mit musikalischem Schwerpunkt ausgebaut.  Der bereits fertig gestellte Konzertsaal im alten Ackerhaus hat sich wegen seiner hervorragenden Akustik bereits einen Namen gemacht.

Die Stadt Marienmünster betreibt zwei Kindergärten, drei Grundschulen und eine Hauptschule sowie eine Musikschule und gemeinsam mit der Nachbarstadt Höxter eine Volkshochschule.  57 Vereine sprechen für ein hohes ehrenamtliches Engagement und einen hohen Freizeitwert (J. Suermann).

Weitere Informationen unter www.marienmuenster.de.

5.4 Strukturwandel, Gewerbe und Produkte

Aufgrund der starken landwirtschaftlichen Prägung des Stadtgebietes waren und sind die Menschen vom Strukturwandel in der Landwirtschaft besonders betroffen.  Für die freiwerdenden Arbeitskräfte galt es, neue Erwerbsquellen vor Ort zu erschließen.  Die Infrastruktur der Orte, die Entfernung bis zum nächsten Oberzentrum und die räumliche Lage in einer dünn besiedelten Region ließen Entwicklungen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze nur schwerlich zu.  Die landschaftlich reizvolle Lage und die natürlichen Gegebenheiten boten die besten Voraussetzungen, die Entwicklungen im Bereich Fremdenverkehr für die Stadt nutzbar zu machen und zu erschließen (siehe 5.3)

Der gewerbliche Hauptwirtschaftsfaktor ist die Holzindustrie.  Es werden Holzkonstruktionen, Fertighäuser und beschichtete Werkstoffe für die Möbelindustrie hergestellt.  Dazu kommen Betriebe aus dem Entsorgungsbereich und der Getränkeherstellung (J. Suermann).

5.5 Hotels, Pensionen & Gaststätten

Hotels & Pensionen: www.marienmuenster.de/2338_DEU_WWW.php

Gaststätten: www.marienmuenster.de/2339_DEU_WWW.php

Hier sind alle Häuser mit Adresse, Telefonnummer, Detailangaben und speziellen Angeboten aufgeführt.

6. Kontakte

Heimat und Kulturverein Marienmünster e.V.,
- Gisbert Lücke, Christoph-Völker-Str. 20, 37696 Marienmünster-Vörden, Tel. 052 76 – 86 86, gisbert-luecke@t-online.de
- Ulrich Jung (1. Vorsitzender), Christoph-Völker-Str. 18, 37696 Marienmünster-Vörden, Tel. 052 76 – 98 60 65, jung.ulrich@t-online.de
- Josef Föckel (2. Vorsitzender), Berliner Str. 31, 37696 Marienmünster-Vörden, josef.foeckel@t-online.de
- Stefan Niemann (Geschäftsführer), Schulstraße 1, 37696 Marienmünster-Vörden, Tel.: d. 052 76 – 98 98 29, Fax: 052 76 – 98 98 77 16, niemann@marienmuenster.de
- Heinrich Fiene, Schulstraße 8, 37696 Marienmünster-Vörden, Tel. 052 76 – 81 81, heinrich-fiene@t-online.de
- Josef Suermann, Schulstraße 1, 37696 Marienmünster-Vörden, Tel.: d. 052 76 – 98 98 25, suermann@marienmuenster.de

7. Informationen

Informationstafeln im Aussichts- und Museumsturm am Hungerberg („Hungerbergturm“)

7.1 Internet

www.marienmuenster.de/2218_DEU_WWW.php?&publish[id]=80911&publish[start]=0

7.2 Schriften

Heimat- und Kulturverein Marienmünster – Arbeitsgruppe Heimat und Brauchtum (Hrsg.; Autor: G. Lücke) (2008): Der Hungerberg bei Vörden. Die Geschichte einer Bergkuppe. – Festschrift zur Einweihung des Aussichts- und Museumsturmes und zum Gedenken an den Bau der optischen Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz vor 175 Jahren: 24 Seiten; Marienmünster (Heimat- und Kulturverein).

Jahrbuch des Kreises Höxter (x: 252); Höxter.

Krus, H.-D. (2007): Kulturland Kreis Höxter; Höxter.

Maasjost, L. (1966): Landschaftsführer des westfälischen Heimatbundes. – 6; Münster.

NN (1981) im Jahrbuch des Kreises Höxter S. 209; Höxter.

8. Öffnungszeiten

Aussichts- und Museumsturm auf dem Hungerberg ganzjährig, Betreten auf eigene Gefahr.

Abteikirche außerhalb der Gottesdienste während des Tages.

Schloss Vörden ist nicht zu besichtigen.  Der Schlosspark ist ganzjährig geöffnet und kann besucht werden.

9. Zur Station Nr. 31

Luftlinie: 5,9 km und zur Station Nr. 29: 7,7 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: ? km (Autor ?)

Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg (Autor ?)

6.2.3
Von der Station 30 zur Station 33 (Entwurf für den Telegraphenradweg: K. Heinemann) (© und Dank für die frdl. Unterstützung dem Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen, http://www.geobasis.nrw.de) (Hohe Auflösung)