Station 20: Veltheim Telegraphenbreite

1. Zuordnung

2009 Bundesland Sachsen-Anhalt (ST), Landkreis Harz (HZ, bis 1.7.2007 Landkreis Halberstadt – HBS), bis 2003 Gemeinde Veltheim, 2003 bis 2009 Gemeinde Aue-Fallstein (www.aue-fallstein.de, www.aue-fallstein.de/?id=118017000037) (PF), seit 1.1.2010 Stadt Osterwieck, Ortsteil Veltheim (www.stadt-osterwieck.de, de.wikipedia.org/wiki/Veltheim_am_Fallstein)

1835 Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Halberstadt, Ortsbereich Veltheim, Stationsstelle am Fallstein (Herbarth 1978: 46/47)

2. Name

Am Großen Fallstein

3. Lage, Koordinaten, Höhe und Karten

Lage: Ackerfläche auf dem Nordhang des Großen Fallsteins, südlich der L91;  ¼ Meile [knapp 2 km] westlich von Veltheim (Hermes & Weigelt 1842) (PF) (Bilder)
Fehlerhafte Lage: nördlich der L91 (Bilder: Karten des Königreichs Hannover von 1839 und 1843)
Koordinaten: ~ 52°02'06" N,  ~ 10°42'45" O,  ~ R 4411800, ~ H 5767610 (Rolf Maximilian aus Veltheim nach Separationskarte von 1842; Information: S. Wansa & G. Schönberg 2008)

Rolf Maximilian aus Veltheim hat am 23.4.2008 telefonisch mitgeteilt, dass der Standort in einer Separationskarte von 1842 verzeichnet ist.  Danach bildet der von ihm in eine TK 10 eingetragene Schnittpunkt von drei Strecken die SE-Ecke des ehemaligen Stationsgrundstückes.  Dieses wird mit einem 48 m (N–S) x 22,5 m (E–W) messenden Rechteck angegeben (Bilder).  Die Mittelpunkt-Koordinaten des Rechteckes sind etwa R 4411800, H 5767610 (Information: S. Wansa).

Höhe: 147 m (S. Wansa & G. Schönberg)

Größere Kartenansicht

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Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
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4. Station

4.1 Grundstück, Gebäude und Baumeister

Grundstück: 1962 fand man bei Restaurierungsarbeiten der Veltheimer Kirche im Turmkopf ein Schriftstück aus dem Jahr 1835, welches den Telegrafenstandort wie folgt beschreibt: „Im Jahre 1833 wurde auf dem hiesigen Steinfelde nahe dem Holze auf dem Ackerstück des Halbspänners Conrad Brandes ein Telegraphengebäude errichtet“ (PF). 
Das Stationsgelände war vermutlich Pachtland und im kirchlichen Besitz, denn „die Superintendur zu Veltheim beanspruchte für den Grundraum der Telegrafenstation die Zehnt-Entschädigung“ (PF: Zitat aus Herbarth 1978: 67).
Gebäude: nicht mehr vorhanden, Aussehen unbekannt (R. Maximilian).
Baumeister: Ingenieur-Hauptmann und Garnisonsbaudirektor Gottlieb Heinrich Ferdinand Heise (1788–1843) von der 2. Ingenieur-Inspektion und Premier-Leutnant Lindner von der dritten Pionierabteilung, beide vom IV. Armeekorps in Magdeburg (Herbarth 1978: 63)

Betriebszeit: 1833 bis 1849

4.2 Personal, Ereignisse, Anekdoten, Verkauf und Abbruch

Personal: Obertelegraphist Frohböse (PF 2008 nach Einwohnerverzeichnis von Veltheim von 1848); Obertelegraphist Taube (PF 2008): steht nicht im Einwohnerverzeichnis von 1848 (R. Maximilian 06/2012).
Obertelegraphist Frohböse (siehe auch Station 21, Drope 12.01.2010)
Obertelegraphisten Carl Johann Fabé (1834), Turowsky (1839), Frohböse (1843, 1848), Taube (1848); Untertelegraphist Johann Friedrich David Andreas Ihlenburg (1839, 1843, † 1848) (Arlt et al. 2010); Obertelegraphist Taube (PF 2008), steht nicht im Einwohnerverzeichnis (R. Maximilian 06/2012).  Obertelegraphist Taube (Arlt et al. 2010), steht nicht im Einwohnerverzeichnis von 1848 (R. Maximilian 06/2012).
Obertelegraphist Turowsky und Untertelegraphist Ihlenburg (Handbuch der Provinz Sachsen 1839, in Ritter 2010)
Telegraphist Fabi (Kirchenbuch Veltheim 1833, schriftl. Mitt. R. Maximilian 06/2012)
Telegraphist Christoph Meyer war im Mai 1852 Mitglied der Schützenbruderschaft Hornburg (Akten der Schützenbruderschaft Nr. 31, Stadtarchiv Hornburg; Information: S. Heise 27.12.2013)

Ereignisse:

Anekdote:

Verkauf:

Abbruch:

4.3 Heutige Nutzung, Eigentümer und Beschilderung

Nutzung: Ackerfläche
Eigentümer:
Beschilderung: Ein Schaukasten in der Ortsmitte von Veltheim zeigt eine standardisierte Stationstafel und einen standardisierten Wegweiser.

5. Umgebung

5.1/2 Geographie und Geologie

Die Station befand sich ca. 60 m oberhalb des das Große Bruch durchziehenden Schiffgrabens (R. Maximilian 06/2012) am Nordhang des bis 288 m NN aufragenden Großen Fallsteins.  Hierbei handelt es sich um eine etwa 10 km lange WNW–ESE-gerichtete Erhebung mit ovalem Grundriss, deren Entstehung auf halotektonische Bewegungen von Zechstein-Salzen im Untergrund zurückzuführen ist.  Morphologisch in Erscheinung tretende, mit mächtigen mesozoischen Sedimentgesteinen bedeckte Salzstrukturen (Sättel und Kissen) sind charakteristisch für das Nördliche Harzvorland.  Der Große Fallstein stellt einen Breitsattel (Salzkissen) dar, an dem großflächig Oberer Muschelkalk ausstreicht.  Die Station stand im Ausstrich der Ceratiten-Schichten [238 Mill. Jahre, www.stratigraphie.de/std/index.html].  Das Festgestein ist hier durch geringmächtigen Weichsel-kaltzeitlichen Löss [~20 000 Jahre] bedeckt (S. Wansa & G. Schönberg).

1934 wurde die Erdöllagerstätte Fallstein im Staßfurtkarbonat (in der Staßfurt-Formation der Zechstein-Gruppe) als eine der ersten in Deutschland überhaupt entdeckt (Hoth et al. 1993: 7).  Das geologische Profil des Großen Fallsteins beginnt oben mit dem Muschelkalk, darunter folgt der Buntsandstein und unter ihm der Zechstein.

Höhenprofil

Höhenprofil zwischen den Stationen 20 Veltheim Am Großen Fallstein und 30 Vörden Hungerberg (©Bernd Hotopp 2008; Gestaltung AH, Geographie MM). Tief eingeschnitten sind die Leine bei Station 25 und die Weser bei Station 28.

Geologische Wanderkarte 1:100 000

Geologische Wanderkarte 1:100 000 Braunschweiger Land, 1984 (Geologie: LOOK, E.-R., JORDAN, H., KOLBE, H. & MEYER, K.-D.) (1984); Stadtverwaltung Königslutter, Am Markt 1, 38154 Königslutter.

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5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten, Tourismus und Besucher

Geschichte: 966 erstmalige Erwähnung von Veltheim in einer Schenkungsukunde Otto I. an den Grafen Mamaco; typisches Haufendorf, 2010 460 Einwohner.  Die Trockenlegung des Großen Bruchs nördlich von Veltheim begann unter dem Großen Kurfürsten.  Von 1961 bis 1989 lag Veltheim im 5-km-Streifen der deutsch-deutschen Grenze und war nur mit Sondergenehmigung erreichbar (PF & MM nach de.wikipedia.org/wiki/Veltheim_am_Fallstein).

Kultur: Heimat-, Gesang-, Sport- und Fischereiverein, Dorfgemeinschaftshaus (PF 2010),  Schalmeienzug, Kirch- und Turmbauverein (R. Maximilian 06/2012)

Sehenswürdigkeiten in Veltheim: St. Johanniskirche mit romanischem Turm; Pfarrhaus von 1571 (PF)

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung:

Besucher: Gern kommen Telegraphenakteure zur Station 20, wo Rolf Maximilian anhand seiner wunderbaren Karte 1:4444 von 1842 sowie auch vor Ort auf der „Telegraphenbreite“ mit Ziegelbruchstücken den Standort der Station eindeutig belegen kann.

5.4 Gewerbe und Produkte

Agrargenossenschaft, private Bauernwirtschaften, Getreide und Zuckerrüben (PF)

5.5 Gaststätten & Quartiere

Gaststätte: „Zur Weinschenke“ in Hessen, Leipziger Str. 6, Tel. 03 94 26 – 2 39, info@weinschenke.de, www.weinschenke.de (seit 1395, älteste Gaststätte Sachsen-Anhalts, Bilder in OT19 Punkt 9)
Gaststätte: „Dorfkrug“ in Deersheim an der L89, Hessener Str. 89, Tel. 03 94 21 – 7 25 33 (südöstlich des Großen Fallsteins), www.dorfkrug-deersheim.de
Café: „Cafe im Grünen“ Forsthaus, 38835 Deersheim, ruhig am Wald zwischen Deersheim und Berßel,  Tel.: 039 21 – 7 25 46 (up.picr.de/3875081.pdf)
Café: „Brennessel“, in Veltheim, Hauptstraße 9, Tel. 03 94 26 – 86 33 08, http://www.stadt-osterwieck.de/index.php?option=com_sobi2&sobi2Task=sobi2Details&catid=22&sobi2Id=112&Itemid=230Gaststätten in Osterwieck: www.stadt-osterwieck.de/ortschaften/stadt-osterwieck
Quartiere in der Umgebung: www.aue-fallstein.de/?id=118017000050
Pensionen in Hessen: unter www.weinschenke.de

6. Kontakte

6.1 Ortschronist Rolf Maximilian,  Twete 155, 38835 Veltheim,  Tel.: 03 94 26 – 53 74, maximilian-veltheim@t-online.de (PF)

6.2 Wilfried Hahn,  Reißaus 15, 38704 Liebenburg,  Tel. 0 53 46 – 91 22 77, telegraph-lewe@t-online.de

7. Information

7.1 Internet

Dieser Auftritt

7.2 Schriften

Arlt, K., Blumhagel, B., Drope, H., Fuchs, P., Hahn, W., Heise, S., Hoebbel, D., Ritter, R., Schwarz, A. & Zabel, R. (2010): Das Telegrafencorps der Königlich-Preußischen Optischen Telegrafenlinie Berlin–Koblenz. – Sachsen-Anhalt. – Journal für Natur- und Heimatfreunde, 20, 2: 17–19; Halle/Saale (Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Mitteldeutscher Verlag).

Heise, H. & Hübsch, I. (2003): Die Station der ehemaligen optisch-mechanischen Telegrafenlinie. – In: Hornburg – Geschichten und Geschichte: S. 52–61; Hornburg (stadtarchiv@schladen.de).

Hermes & Weigelt (1842): Historisch-geographisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. II; Magdeburg.

Hoth, K., Rusbült, J., Zagora, K, Beer, H. & Hartmann, O. (1993): Die tiefen Bohrungen im Zentralabschnitt der Mitteleuropäischen Senke – Dokumentation für den Zeitabschnitt 1962–1990. – Schr.-R. Geowiss., 2: 145 S.; Berlin.

Ritter, R. (2010): Personal auf Stationen der optischen Telegrafenlinie. – Volkstimme. Burger Rundschau, 4.11.2010; Burg.

Separationskarte (1842): 1: 4444, mit Nachträgen 1842/43, 1846 und 1850 [mit Station 20]. – Archiv R. Maximilian, Veltheim.

Stadt Königslutter, Naturhistorische Gesellschaft Hannover & Niedersächsisches Landesamt Für Bodenforschung (Hrsg.; Geologie: Look, E.-R., Jordan, H., Kolbe, H. & Meyer, K.-D.) (1984): Geologische Wanderkarte 1:100 000 Braunschweiger Land. Nördliches Harzvorland, Asse, Elm-Lappwald, Peine-Salzgitter, Allertal. – Stadtverwaltung Königslutter, Am Markt 1, 38154 Königeslutter.

8. Öffnungszeiten

Die Wege in Stationsnähe sind öffentlich zugänglich.

9. Zur Nachbarstation

Luftlinie zur Station 21: 8,0 km und zur Station 19: 14,6 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: ? km
(1) Von unserem „Radparkplatz“ nahe der Station den Feldweg nach Westen 800 m bis zu seinem Ende nutzen – (2) dort im Tälchen rechts abbiegen und 700 m leicht abwärts bis zur L91 – (3) auf der L91 nach links – (4) bereits nach 50 m die L91 wieder verlassen und rechts abbiegen (links liegen zwei Gehöfte von Steinmühle, rechts sind drei kleine Teiche) – (5) nach 650 m Wegekreuz mitten in Wiesen des Großen Bruches – (6) nach links fahren und nun nahezu schnurgerade auf Hornburg zu, wobei Osterode am Fallstein (ev. Kirche, Kriegerdenkmal, 180 Einwohner) links liegen bleibt – (7) am Ende der langen Geraden (Landesgrenze Sachsen-Anhalt – Niedersachsen seit 1990 (1945–1949 Grenze zwischen der sowjetischen und britischen Besatzungszone, 1949–1990 Grenze BRD–DDR) nach links - (8) nach 220 m wieder nach rechts abbiegen und weiter schnurgerade auf Hornburg zu – (9) in Hornburg die Burg umfahren – (10) auf der B82 die Ilse überqueren – (11) nach 20 m rechts abbiegen – Hopfenweg – Fichtenweg – (12) Schützenallee – (13) Iberg-Gaststätte

Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg
Von unserem „Parkplatz“ nahe der Station den Feldweg nach Westen 800 m bis zu seinem Ende nutzen – dort im Tälchen rechts abbiegen und 700 leicht abwärts bis zur L91 – auf der L91 über den Ort „Osterode am Fallstein“ Richtung Hornburg; an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Niedersachsen wird aus der L91 die L500 – in Hornburg die Ilse überqueren und über Schladener Straße – Hohlweg – Am Iberg – Schützenallee zur Iberg-Gaststätte fahren.

6.2.3
Von der Station 20 zur Station 21: Veltheim – Hornburg (K. SCHMEIßER). Die Route stimmt nicht genau überein mit der verbalen Beschreibung von MM weiter oben. (pdf)