Station 1: Berlin-Mitte Staatsbibliothek(Dorotheenstraße/Alte Sternwarte

Das Wappen des Bezirkes Berlin-Mitte

1. Zuordnung

2020 Bundeshauptstadt Berlin (B) (892 km2, ca. 3,8 Mill. Einwohner); Stadtbezirk Mitte

1835 Residenzstadt des Königreiches Preußen, Regierungsbezirk Potsdam (Herbarth 1978: 46/47)

2. Name

Alte Sternwarte, Dorotheenstraße

3. Anfahrt, Lage, Adresse, Koordinaten, Höhe und Karte

Anfahrt: S-Bahn- und Regionalbahnhof „Friedrichstraße“,  ~7 Minuten Fußweg

Lage: Dorotheenstraße zwischen Charlottenstraße und Universitätsstraße, zweite Parallelstraße nördlich von „Unter den Linden“, im Nordflügel der heutigen Staatsbibliothek.

Adresse: Bis 1822 „Letzte Straße“,  1822–1951 Dorotheenstraße,  seit 1951 „Clara-Zetkin-Straße“,  seit Anfang der 1990er Jahre wieder Dorotheenstraße.

Koordinaten: 52°31'08,1" N,  13°23'29,3" O

Höhe: 34,3 m NHN (Dorotheenstraße) (A. Kolberg). Die Station ist die am tiefsten liegende der ganzen Linie.

Größere Kartenansicht

Höhenprofil der Stationen 1 bis 13: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen 1 bis 13: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x816), 822 KB

4. Station

E. SchrÖder, MM & PF

4.1 Gebäude, Baumeister , Personal und Inspektionen

Die alte Sternwarte und der Telegraph

Alte Sternwarte von Westen

Das Gebäude hatte J. A. Nehring 1687/88 zunächst als eingeschossigen Marstall errichtet.  1695/97 stockte er ihn für die Akademie der Künste auf.  Die Unterbringung auch der Societät (Akademie) der Wissenschaften führte 1696/1700 zur Erweiterung.  Die „Alte Sternwarte“ wurde 1700–1704 auf dem Nordflügel des Gebäudes durch M. GrÜnberg gebaut.

Auf dem Dach der Alten Sternwarte wurde von den Baumeistern Major von Hessenthal, Commandeur, und Premier-Leutnant (Oberleutnant) Buchard von der Garde-Pionier-Abteilung Berlin (Herbarth 1978: 63) die Telegraphenstation Nr. 1 1832 eingerichtet und dort bis 1849 betrieben.

Personal: Telegrafendirektion: Leutnant a. D. D. C. von Born (1840; Expedient/Rechnungsführer),  Leutnant a .D. Haag (1840; Registrator/Kanzleisekretär), Inspektionsassistent Lethe (ab 1842), Nottebohm, und Guttbrecht.

I. Telegrafeninspektion:  Inspektionsassistent Hollmann, Telegrafeninspektoren Premier-Leutnant a. D. Wickler (1842), Leutnant a. D. Adler, Hauptmann der Artillerie a. D. A. Crüsemann (1836, später zum Obertelegrafeninspektor befördert) und Premier-Leutnant a. D. Friedrich Ludwig Wilhelm Oppermann (1832, später nach Brandenburg an der Havel versetzt), Obertelegrafeninspektor der I. Oberinspektion Baron von Lauer und der Leutnant a. D. von Löben.  Letzterer wurde später als Telegrafeninspektor zur II. Telegrafeninspektion nach Magdeburg kommandiert.

Station Nr. 1: Untertelegrafisten C. F. Beuster, J. Blanck, J. F. Soback, Bredlow, Cornatz und Dräger, die Telegrafenboten F. Herrmann, Höfft, Hörtel und Hucke, die Obertelegrafisten Premier-Leutnant a. D. Krampf, T. Lemme, A. Menzel, H. Gundlach, F. W. Mertens, Neumann (1833), v. Zastrow, und J. L. Schunack,  Reservetelegrafisten Zoschke und Tetzlaff (PF).

Inspektionen: Ab 1838 war das Gebäude gleichzeitig Sitz der I. Oberinspektion und der I. Inspektion der Telegrafenverwaltung sowie der Telegrafenexpedition (Fuchs 2006: 15).

4.2 Heutige Nutzung, Eigentümer und Hinweise

1902 wurde das Gebäude abgerissen.  Heute befindet sich dort das Treppenhaus des Nordflügels der Staatsbibliothek.  Bis 2001 hatte die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität hier ihr Dauerprovisorium.

Kein Hinweis auf die Telegrafenzeit.

4.3 Ereignisse und Anekdoten

Das große Quartier zwischen Unter den Linden, Charlotten-, Dorotheen- und Universitätsstraße war schon seit Ende des 17. Jahrhunderts Sitz verschiedener staatlicher Einrichtungen.

In den kurfürstlichen bzw. königlichen Marställen hatte die Akademie der Wissenschaften zu Berlin (gegründet 1700) für 200 Jahre ihre Heimstatt.  Im Turm des Observatoriums versammelten sich die Akademiemitglieder erstmals am 15. Januar 1711; es blieb Sitz der Akademie bis 1752.

An der Südfassade, in „Unter den Linden“, befand sich die berühmte Akademie-Uhr, nach der die Berliner viele Jahrzehnte ihre Uhren stellten.

1832 wurde per Kabinettorder angewiesen, ”die Plattform der Sternwarte zur einstweiligen Mitbenutzung für die Zwecke der Telegraphie zu überlassen”.  Bei der Unterbringung der Telegrafenverwaltung und der Station selbst in den Räumlichkeiten der Sternwarte kam es allerdings zu Verzögerungen, deren Klärung sich bis 1835/1836 hinzog.  Noch im Februar 1835 mahnte O‘Etzel die Räumung der benötigten Zimmer im Turm der Sternwarte an und schrieb: ”Die Räumung dieser 4. Etage sind nun der Telegraphie unumgänglich nothwendig, um Zimmer darin abzutheilen, welche das Directionsbureau, das Dechiffrierbureau, die Expedition u. sämtl. Zubehör aufnehmen können.  Es ist, gleich bei der ersten Auswahl, dieses Punktes zum Telegraphen besonders Rücksicht darauf genommen, daß dies Local, durch den Bau der neuen Sternwarte für die Telegraphie disponibel werden würde” (ACTA 1832) (PF).

„Um Zeitverluste und unvorhersehbare Zwischenfälle zu vermeiden, benutzte O´Etzel eine eigene kleine Dachwohnung [in der Leipziger Straße, „Station 0“ (Bild)] als Büro.  Auf dem Dach des Hauses ließ er einen kleinen Telegrafen installieren und blieb so mit der Station Nr. 1 in Verbindung“ (APT 1888, zitiert in Herbarth 19788: 63).
„Die Berliner erlebten im Dezember 1832 zum ersten Mal das ungewohnte Schauspiel der sich für sie geheimnisvoll bewegenden Telegrafenflügel.  Das war eine Attraktion, zu der sich „eine lange Zeit hindurch regelmäßig eine große Anzahl Neugieriger versammelte und selbst zu manchen drolligen Einfällen Veranlassung gab“.  Die Telegrafenflügel sind damals von den Berlinern, in der ja auch heute noch für sie typischen Respektlosigkeit, als „Hampelmänner“ bezeichnet worden“ (Fuchs 2006: 15).

Die „Neue Sternwarte“ wurde 1832—1835 nach Plänen von Schinkel errichtet.  Sie lag am Südende der Charlottenstraße und wurde 1913 abgebrochen.  Direktor von 1865 bis 1903 war Wilhelm Julius Foerster (Bild) der Vater von Karl Foerster („Staudenfoerster“ in Potsdam-Bornim).

Das jetzige Gebäude der Königlichen Bibliothek bzw. der Staatsbibliothek und der Akademie der Wissenschaften wurde zwischen 1903 und 1914 nach Plänen von Ernst von Ihne erbaut.  Von Ihne schuf auch die Pläne für den Kaiserbahnhof in Potsdam-Wildpark (1911).

5. Umgebung

5.1 Geographie

Die Station liegt zwischen Unter den Linden im Süden und der Spree im Norden im Warschau–Berliner Urstromtal, das hier von den Grundmoränenplatten des Teltow im Süden und des Barnim im Norden flankiert wird.

5.2 Geologie

A. Kolberg: Die alte Sternwarte liegt im Talsandbereich des jungpleistozänen Warschau–Berliner Urstromtals.  Die oberflächennahen Schichten bestehen im Allgemeinen aus über 30 m mächtigen Weichsel- bis Saale-kaltzeitlichen Ablagerungen, die in den letzten ca. 380.000 Jahren entstanden.  Es handelt sich hierbei meist um Fein- bis Mittelsande mit gelegentlichen grobsandigen bis kiesigen Einlagerungen.  Im Bereich der alten Sternwarte standen vor der Bebauung in geringen Tiefen Torfe und Mudden an, die im Rahmen der Bebauung ausgekoffert wurden.

In die Elster-Kaltzeit, also vor ca. 500 000 bis 415 000 Jahren (Gibbard et al. 2004), wurden zwischen den Sanden auch bindige Schichten, z.B. Geschiebemergel, abgelagert.  Noch älterer tertiärer Rupelton (ca. 30 Millionen Jahre alt, STD 2002) ist etwa in 150 m unter Gelände anzutreffen.

5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten und Tourismus

Albrecht der Bär ist der angebliche Gründer von Berlin. Der Name Berlin leitet sich vermutlich eher von dem slawische Begriff ´berlo´ her mit den Bedeutungen ´Sumpf, Morast, feuchte Stelle´ (https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin#Geschichte, 06/2018).

Die Mitte der deutschen Hauptstadt bietet u. a. die Museumsinsel, den Dom, die Marienkirche, den Fernsehturm, das Marx-Engels-Denkmal, die Baustelle des Stadtschlosses, das ???? /Staatsrat, das Kronprinzenpalais, das Prinzessinnenpalais, die Staatsoper (Lindenoper), das Zeughaus (Museum für Deutsche Geschichte), die Humboldt-Universität Berlin, das Reiterdenkmal für Friedrich II., den Gendarmenmarkt mit dem Deutschen und Französischen Dom sowie dem Schauspielhaus, den Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor, den Reichstag, das Kanzleramt und den Tiergarten (s. Punkt 9).

Berlin ist eine Reise wert!

5.4 Gewerbe und Produkte in "Mitte"

5.5 Gaststätten

In der fußläufigen Umgebung gibt es vielfältige Angebote.

6. Kontakte

7. Information

7.1 Internet

7.2 Schriften

Acta (1832): Betreffend die Erwerbung von Grundeigentum … Telegrafenlinie Berlin bis Coblenz vom Jahre 1832. – Geheimes Preuß. Staatsarchiv, Akte rep. 4 Z 1 VI 9.2.1; Berlin.

Arlt, K. (2007): 175 Jahre Telegraphenberg. Die preußische optische Telegraphenlinie 1832–1852. – Mitt. Studiengemeinschaft Sanssouci, 12, 2: 8–34; Potsdam. [ISSN 1432-9050]

Fuchs, P. (2006): „Holztelegrafie“. Die Optische Telegrafenlinie des Königreiches Preußen und ihre Spuren in Berlin und Sachsen-Anhalt. – In: Heimatverein für den Bezirk Zehlendorf e.V. (1886) (Hrsg.): Jahrbuch 2006 für Zehlendorf; Berlin (Kahmann Druck und Verlag).

Paech, H.-J. (2018): Besonderheiten bei Errichtung und Betrieb von Station 1 der Königlich-Preußischen Optischen Telegraphenlinie (1832-1949). – Mitt. Studiengemeinschaft Sanssouci, 23: 71–91; Potsdam.

Spiker (18??): Berlin und seine Umgebung im 19. Jahrhundert. – Nachdruck 1970, Leipzig.

Wolz, R., Graut, C., Hohlfeld, R., Nötzoldt, P. & Walther, P. T. (2000): 300 Jahre Akademie der Wissenschaften zu Berlin,: 39 S.; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

8. Öffnungszeiten

9. Zur Station Nr. 2

Luftlinie: 9,8 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: ? km (A. Küppers)

Telegraphenstraße: ? km (Autor ?)

Station 1 nach 2

Von der Station 1 zur Station 2: Berlin-Mitte – Berlin-Dahlem (Routenvorschlag: A. Küppers, Graphik: AH, © GeoBasis-DE/LBG 20_, GB – D 23/10, Datengrundlage: DTK 50 (2002), Dank an die Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (www.geobasis-bb.de) für die freundliche Unterstützung.

Druckfähige Auflösung (1411x1156), 1,3MB