Station 24a (62): Altgandersheim Heber

1. Zuordnung

Das Wappen von Altgandersheim

2007 Bundesland Niedersachsen (NI), Landkreis Northeim (NOM), Stadt Bad Gandersheim, Ortsteil Altgandersheim

1842 Herzogtum Braunschweig, Amt: x, Ortsbereich: x, Stationsstelle: x

2. Name

Am Telegraphen (DGK 1:5 000 in Bohnsack 1998, Altgandersheim)

3. Standort, Koordinaten und Karten

Standort: Auf dem Heber nordöstlich von Altgandersheim und nordwestlich von Mechtshausen: im Genossenschaftsforst Altgandersheim unmittelbar nordöstlich des befestigten Kammweges (S. Bohnsack 1998; über W. Hahn, Liebenburg)

Koordinaten: 51°55'35,5" N,  10°03'35,8" O (Bohnsack 1998)
Die Ortsbestimmung der Station ist recht präzise, weil S. Bohnsack Dokumente über die beanspruchten Waldgrundstücke (6, 17, 18) zum Bau der Station besitzt (siehe Bohnsack 1998: DGK 1:5 000; siehe Kapitel 4.1).  Die Grundstücke waren sehr schmal (ca. 30 m) und ihre Grenzen sind seit dem Bau der Station stabil geblieben (schriftl. Mitt. W. Hahn 01/2010).

Höhe: 282 m


Größere Kartenansicht

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
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4. Station

4.1 Grundstück, Gebäude und Bauaufsicht

Grundstück:  Die Regierung in Braunschweig wies 1833 den Oberförster von Unger zu Seesen an, O´Etzel beim Bau der Station zu unterstützen.  Die Station stand auf Christian Steinhofs Forstgrund Nr. 17 (schriftl. Mitt. W. Hahn, Liebenburg 01/2010, schriftl. Mitt. S. Bohnsack, Altgandersheim 01/2010).

Gebäude: Fachwerkbau mit drei Etagen, drei Stuben, sechs Kammern, zwei Küchen, einem Keller, Hofraum und einem Brunnen.

Auf der gesamten Linie hat nur dieses Gebäude drei Etagen.  Der Grund liegt darin, dass neben den beiden Telegrafenfamilien hier ein Reservetelegrafist bzw. Telegrafenbote wohnte, der die Verbindung zur Telegrafeninspektion III in Gandersheim zu halten hatte.

Die Lage des Turms zum Wohnhaus ist nicht eindeutig belegt. W. Hahn sieht am Ort der Station einen ursächlichen Zusammenhang zwischen zwei Vertiefungen im Boden und der Lage von Turm und Wohngebäude, die nach ihm separat gestanden haben.  Danach liegen die Südecke des Wohngebäudes und die Nordecke des Turmes sehr nahe beieinander: das Wohngebäude hätte danach Nordlage.  S. Bohnsack informierte am 01.02.2010, dass diese Vertiefungen auch ehemalige Gewinnungsstätten für Muschelkalk-Bruchsteine gewesen sein könnten: rund um den Fahrweg gibt es zahlreiche ehemaligen kleinen Abbaue.

Die Bauaufsicht oblag dem Garnisons-Baudirektor des IV. Armeekorps, Kapitain Köppe.

Durchhau durch den Forst für bessere Sicht

Kosten: für Grundstück und Bau 3432 Taler

Betriebszeit: 1842 bis 1849

4.2 Personal, Ereignisse, Anekdoten und Verkauf

Personal: 11 Personen wohnten 1843–1845 in der Station.  Zum Anbau von Nährpflanzen war zusätzlich Land gepachtet (W. Hahn, schriftl. Mitt. 18.07.2012).

Ereignisse: Die Station 24a wurde 1842 als 62. Station der Linie (nachträglich) errichtet, weil die (zu) große Entfernung zwischen den Stationen 24 und 25 Schwierigkeiten bereitete: beide Stationen waren 21,7 km voneinander entfernt, mehr als alle anderen.  Dagegen betrug der mittlere Stationsabstand nur 9,6 km (Menning et al. 2012)

Anekdote:

Verkauf: auf Abbruch (H78: 113)

Christian Steinhof drohte mit Klage auf Schadensersatz, weil der Meistbietende, Amtszimmermeister Ludwig Schumann aus Gandersheim, weder bei der Versteigerung des Stationsgebäudes am 29.04.1850 noch am 25. September 1851 die Kaufsumme in Höhe von 490 Thalern bezahlt noch das Gebäude abgeräumt hatte.  Auch war die ersteigerte Telegraphen Maschine zum Preise von 5 Tahlern, 22 Silbergroschen und 6 Pfennigen noch nicht bezahlt.  Schließlich erfolgte die Bezahlung der gesamten Kaufsumme am 2. Januar 1852 (schriftl. Mitt. W. Hahn 01/2010 nach Staatsarchiv Wolfenbüttel, Amtshandelsbuch)

4.3 Heutige Nutzung Eigentümer und Beschilderung

Nutzung: Der Heber ist ein von Wegen durchzogenes Wandergebiet inmitten einer Urlaubslandschaft: deshalb bietet sich die Errichtung einer Stationstafel und einer Bank sowie möglicherweise einer Schutzhütte an.  Ideal wäre darüber hinaus die Aufstellung einer Attrappe.

Eigentümer: Stadt Bad Gandersheim

Beschilderung: noch ohne

5. Umgebung

5.1 Geographie

Der Heber mit der Station 24a ist ein NW–SO verlaufender Höhenzug mit einer maximalen Höhe von 313,5 m.  Er bildet die Wasserscheide zwischen der Leine im Westen und der Innerste im Osten.  Nach Liedtke (2003) zählt er zum Leinebergland, nach http://de.wikipedia.org/wiki/Heber_%28H%C3%B6henzug%29 zum Innerstebergland.

Altgandersheim ist mit 524 Einwohnern (September 2001) das größte Dorf und traditioneller Mittelpunkt der Heberbörde.  Vor Gründung des Reichsstiftes Gandersheim im Jahre 852 war es der Stammsitz der Luidolfinger (http://www.bad-gandersheim.de/portal/seiten/altgandersheim-900000105-23910.html).

5.2 Geologie

Unterer Muschelkalk: 245 Millionen Jahre alt (STD 2016) (www.stratigraphie.de/std2002/download/STD2002_large.pdf)

Geologische Übersichtskarte 1:200 000 (GÜK 200) Braunschweiger Land, 1984.  Beschaffung: S. Wansa 04/2014, Einzeichnung der Telegraphenlinie: AH.

Geologische Übersichtskarte 1:200 000 (GÜK 200) Braunschweiger Land, 1984. Beschaffung: S. Wansa 04/2014, Einzeichnung der Telegraphenlinie: AH.
Druckfähige Auflösung (2000x1376), 2,52 MB

5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten und Tourismus

Nahe der Station 24a verbringt Wilhelm Busch (1832–1908) im Pfarrhaus von Mechtshausen die letzten zehn Jahre seines Lebens (www.wilhelm-busch-haus.de).  Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Gemeinde, die 2007  444 Einwohner zählt.  2008 wurde Wilhelm Busch´ anläßlich seines 100. Todestages vielfältig gedacht.

Die seit mindestens 1587 geltende Waldteilungen 1:25, 30 m breit und 750 m lang, gewährleistet, dass jeder Eigentümer oder Pächter in etwa die gleichen geologischen und biologischen Bedingungen hat.  Es herrscht gleichmäßig verteilte Vielfalt der Bewirtschaftungsverhältnisse und des Bestandes (schriftl. Mitt. W. Hahn, Liebenburg 01/2010).

Seesen am Oberharz mit Brau- und Hochzeitshaus (www.seesen.de)

Innerstestausee (im Harz) (http://de.wikipedia.org/wiki/Innerstetalsperre)

Bad Gandersheim mit Stiftskirche („Dom“, romanische Basilika, jetziger Bau vorwiegend aus der Mitte des 12. Jh.) – jährlich Domfestspiele, Rathaus mit Museum und Wächterstübchen, Marktplatz, Abtei des Stiftes Gandersheim von 852, Wilhelmsburg, Barfüßerkloster, Burg der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, Reste der Stadtmauer, Wächterstieg (Wehrgang), Frauenhaus „zum Heiligen Geist“ von 1238, St. Georgskirche, Fachwerkarchitektur (www.bad-gandersheim.de).

Kloster Brunshausen: Benediktinerkloster um 780, 852 Gründungsort des Stiftes Gandersheim; gotische Klosterkirche aus dem 14./15. Jh. (MM)

In der Nähe des kleinen Dorfs Gremsheim (von Altgandersheim Richtung NO zum Heber) steht die größte Süntelbuche Deutschlands (http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Gremsheim2003.jpg).

Auf einem kegelförmigen Ausläufer des Hebers südsüdöstlich von Mechtshausen steht oberhalb des Dorfs Bilderlahe die Burgruine Wohlenstein.

Westlich des Hebers sind auf der ehemaligen Bahnstrecke KreiensenHildesheim auf ~12 km Länge zwischen Lamspringe (N) und Bad Gandersheim Skulpturen internationaler Künstler aufgestellt, was dem Radweg die Bezeichnung Skulpturenweg einträgt.

5.4 Gewerbe und Produkte

http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Gandersheim#Ans.C3.A4ssige_Unternehmen

5.5 Gaststätten und Quartiere

http://www.bad-gandersheim.de/portal/seiten/unterkuenfte-900000257-23910.html

6. Kontakte

6.1 Siegfried Bohnsack (Heimatforscher), Rück 17, 37581 Altgandersheim,  Tel. 053 82 – 55 13

6.2 Wilfried Hahn, Reißaus 15, 38704 Liebenburg,  Tel. 0 53 46 – 91 22 77, telegraph-lewe@t-online.de

7. Information

7.1 Internet

www.optischerTelegraph4.de

7.2 Schriften

Bohnsack, S. (1998): Am Telegraphen. Koblenz – Altgandersheim – Berlin. Eine winkende Verbindung. – unveröff. Manuskript, 10 S. [Deutsche Grundkarte 1:5 000 mit Station 24a (Bild weiter vorn in Kapitel 3)]; Altgandersheim.

NN (2010): Nachrichtenübermittlung besonderer Art: optisch-mechanische Telegrafenstationen Stützpunkte der ersten Fernmeldelinien in Deutschland zwischen Heber, Selter und Elfas: 1 Seite; Gandersheim (Gandersheimer Kreisblatt 05.08.2010) pdf.

8. Öffnungszeiten

frei zugänglicher Forst

9. Zur Station Nr. 25

Luftlinie: 11,0 km und zur Station Nr. 24: 10,7 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: x km (Autor x)

Telegraphenstraße: x km und x m Fußweg (Autor x)